Originaltitel: MRS. HENDERSON PRESENTS

GB 2005, 103 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Drama, Historie, Tragikomödie

Darsteller: Judy Dench, Bob Hoskins, Will Robert Young

Regie: Stephen Frears

Kinostart: 22.06.06

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Lady Henderson präsentiert

Bühne frei für zwei Stars

Lady Laura Henderson ist exaltiert, snobistisch, kurz vor den 70 und schrecklich gelangweilt. Das Geld ihres kürzlich verstorbenen Mannes würde sie zur Unterhaltung gern ausgeben, aber Garderobe und Schmuckschatullen sind überfüllt, und das karitative Teekränzchen der adligen Witwenschaft ist ganz und gar nicht erbaut von ihrer Unverblümtheit. Als auch ein Versuch, in stiller Hingabe Handarbeiten zu verrichten, scheitert, folgt sie doch dem Ratschlag der befreundeten Lady Conway und kauft sich "etwas Schönes" - ein heruntergekommenes, einsturzgefährdetes Gebäude in Soho. Sie läßt es renovieren und engagiert mit Vivian Van Damm einen energischen und leidenschaftlichen Mann vom Bühnenfach.

Wenig später wird das legendäre "Windmill-Theatre" in London eröffnet, und Regisseur Stephen Frears hat die Exposition absolviert, seine zwei wichtigsten Figuren sind eingeführt. Mit Judy Dench und Bob Hoskins großartig besetzt, dürfen sich die Lady und der Manager - seit dem ersten Zusammentreffen in tiefer Haß-Liebe verbunden - fortan solch brillante verbale Scharmützel liefern, wie sie wohl nur das britische Kino kennt. In dem Aufeinanderprallen dieser komplexen und leidenschaftlichen Charaktere findet sich die eigentliche Geschichte des Films. Frears erzählt von zwei Menschen, zwischen denen eine große Anziehungskraft besteht, die eher auf Unterschieden basiert denn auf Gemeinsamkeiten. Die Tatsache, daß dieses Duo Nennenswertes in der Geschichte des Theaters geleistet hat - berühmt wurde das 1932 eröffnete Windmill durch die ersten Nacktrevuen in Großbritannien, und weil es während des Krieges als einzige Bühne Londons den Spielbetrieb aufrecht erhielt - gerät zur Nebensache. Zu deutlich ist die Konzentration auf die Hauptfiguren, zu schwach, geradezu vernachlässigt die Entwicklung wichtiger Nebencharaktere. Die Inszenierung erinnert an das Theater, was dem Thema entspricht, ein deutlicher Bruch aber sind unvermittelte dokumentarische Sequenzen, so von der Bombardierung Londons.

Die aufwendigen, perfekt choreographierten, sich aber auch wiederholenden Revuenummern machen es den leiseren Tönen des Dialoges in der Originalfassung schon schwer. Bleibt zu hoffen, daß die deutschen Synchronübersetzer deren Brillanz gemeistert haben. Ansonsten bliebe diesem Film nichts Nennenswertes neben solider Unterhaltung und zwei Stars.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.