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Lost Children

Geboren für den Bürgerkrieg

Der 13jährige Kilama leidet unter Alpträumen. Er träumt davon, was er als Kindersoldat tun mußte: eine Frau erstechen vor den Augen ihres Kindes. Jetzt betet er um Vergebung und hofft auf ein traditionelles Ritual, daß ihn von den bösen Geistern befreien soll. Doch die Erlösung scheint unmöglich, solange in Uganda der Bürgerkrieg tobt. Auch Jennifer kennt die Träume. Dem sanftmütigen Mädchen sieht man nicht an, daß es vier Jahre lang für die Rebellen mordete. Von einem ihrer Anführer wurde sie vergewaltigt und hat jetzt Angst, sich mit HIV infiziert zu haben. Ihr größter Wunsch ist, Näherin zu werden.

Der Film porträtiert vier Kinder, die Opfer eines der längsten und grausamsten Konflikte Afrikas wurden. Im Kampf gegen die Regierungstruppen entführen die Rebellen Kinder aus ihren Dörfern und bilden sie unter Zwang zu Kriegern aus, die Terror und Schrecken verbreiten. Für die Kinder, die nichts anderes kennen als den Krieg, ist es schwer zurückzukehren und in Frieden zu leben. Ihre eigenen Verwandten haben Angst vor ihnen oder vor Vergeltungsmaßnahmen der Rebellen. In einem Auffanglager der Caritas International finden geflüchtete Kindersoldaten vorübergehend einen Platz und gehen die wenigen Sozialarbeiter bis an die Grenzen ihrer Kräfte, um ihre Heimkehr vorzubereiten.

Das deutsche Filmteam begleitet die Kinder auf dem ungewissen Weg zurück in die Gesellschaft und verfolgt ihre Spuren. Dabei gelingt es nicht nur, die extremen Erfahrungen und tragischen Schicksale hinter ihren verschlossenen Gesichtern spürbar zu machen, sondern auch die Situation eines vom Kreislauf der Gewalt traumatisierten Landes. Das geht unter die Haut und zehrt an den Nerven, zumal das Publikum nicht mit den unfaßbar grausamen Details des Bürgerkrieges verschont wird. Seine Intensität erzielt der Film aber durch die Nähe zu den Kindern. Erst das Persönliche macht den Konflikt erlebbar. Nicht Fakten, sondern Emotionen geben den Ton an. Da erscheint es auch legitim, den Kindern in stillen Momenten eine Voice-Over-Stimme zur Seite zu stellen, die ihre Gedanken verrät. Ein hochengagierter und aufwühlender Film.

D 2005, 96 min
Verleih: Timebandits

Genre: Dokumentation

Regie: Ali Samadi Ahadi, Oliver Stoltz

Kinostart: 08.12.05

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...