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Max Manus

Solides Widerstandsdrama mit einem Hauch an Pathos

Nachdem Quentin Tarantino im letzten Jahr mit seinen INGLOURIOUS BASTERDS im Genre des Zweiter-Weltkriegs-Epos kaum einen Stein auf dem anderen gelassen hat, schickt sich nun diese aufwendige Produktion aus Norwegen an, wieder etwas klassischere Aufbauarbeit zu leisten. Erzählt wird die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte des titelgebenden norwegischen Widerstandskämpfers, der als lebende Legende der heimischen Resistance-Bewegung den Besatzern aus Nazi-Deutschland neben mächtigen Kopfschmerzen vor allem herbe Verluste bei den Seestreitkräften bescherte. Berühmt wurde Manus nämlich besonders für die unter seiner Führung verübte Versenkung des deutschen Truppentransportschiffs „Donau“ im Osloer Hafen. Der ruhmreiche Sabotageakt bildet die Klimax dieses handwerklich soliden und durchweg spannenden Historienthrillers, der dieses Jahr für das skandinavische Königreich ins OSCAR-Rennen geht.

Das Biopic beginnt bei Max’ aufopferungsvollem Einsatz im Winterkrieg der Finnen gegen die Truppen Stalins, wo der junge Soldat Manus sich todesmutig gegen eine zahlenmäßig überlegene Gruppe feindlicher Soldaten durchsetzt. Von da an wird das Bild eines Mannes gezeichnet, der die Todeserfahrung beinahe zu suchen scheint, dem Tod aber dennoch oder gerade deswegen immer wieder von der Schippe zu springen vermag. Wenn auch die glatte Inszenierung von Joachim Rønning und Espen Sandberg (BANDIDAS) das Brüchige in der Darstellung der Kriegsjahre vermissen läßt, so birgt doch die Hauptfigur selbst genug Abgründiges, um den blanken Heldenmythos an vielen Stellen aufzubrechen. Denn Manus hinterfragt von Sabotageakt zu Sabotageakt zunehmend den Sinn seiner Taten, zumal immer mehr seiner Freunde und Gefolgsleute ihr Leben lassen müssen. Sein vermeintliches Glück, irgendwie am Leben zu bleiben, erscheint ihm immer stärker als Fluch, und so wird der letzte große Einsatz auf der „Donau“ beinahe zur Selbstmordmission.

Als alkoholabhängiges, nervliches Wrack „feiert“ Manus 1945 schließlich den Sieg über die Deutschen einsam bei einer Flasche Whiskey. Ehrliche und ergreifende Momente wie dieser wiegen die eine oder andere Stelle auf, an der sich die Macher das obligatorische Heldenpathos nicht verkneifen konnten, und heben das Biopic damit immer wieder über den Durchschnitt.

Originaltitel: MAX MANUS

Norwegen/D/DK 2008, 118 min
FSK 16
Verleih: Capelight

Genre: Biographie, Historie, Kriegsfilm

Darsteller: Aksel Hennie, Nicolai Cleve Broch, Ken Duken, Agnes Kittelsen, Christian Rubeck, Knut Joner

Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg

Kinostart: 11.02.10

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...