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Mexican

Bauchhaltend komische und originelle Absurdität

Sie haben sich ständig in der Wolle. Irgendwie auch kein Wunder, daß Jerry seine glutäugige Freundin Samantha im Handumdrehen von Null auf Hundert bringt: der Depp kriegt irgendwie außer Dackelblick nix gebacken. Ales was er beginnt, ist zum Scheitern verurteilt, was nicht gerade sehr vorteilhaft ist, denn immerhin: Jerry ist Kleinganove. Ein letztes Mal nun will der nicht unsympathische Tolter losziehen, um in der sengenden Hitze Mexikos in den Besitz einer fluchbeladenen Handfeuerwaffe zu kommen, wofür ihm jede Menge Kohle in Aussicht gestellt wird. Danach will er sich in Las Vegas mit Raubkätzchen Samantha treffen, ein neues Leben beginnen und die mühselige Gaunerei an den Nagel hängen. Klingt einfach, geht aber doch sofort wieder nach hinten los.

Mexiko erweist sich als Land der Tücken. Finstere Schnurrbartträger wollen dem trotteligen Jerry an die Wäsche, der Fluch der Knarre ist verheerender als geahnt, und dann wird auch noch Samantha auf dem Wege nach Las Vegas von einem schwulen Auftragskiller entführt. Und jetzt geht’s erst richtig los...

Hurra! So muß Kino sein! Ein kruder Plot, echte Stars, zum Bauchhalten komische Klischees und eine gehörige Portion Seifenoper! Verbinski pfeift auf Geradlinigkeit, beweist ein gehöriges Maß an Mut zum Trash und ist doch clever genug, sich nicht nur auf die Akteure und die beeindruckende Kulisse zu verlassen. Keine Regie-Absurdität ist ihm zu schade, das Leben kann nicht irre genug sein. Triefender Kitsch trifft auf beinharte Blutorgien, blödsinniger Realismus vs. sepiafarbene Rückblicke. Hier wird einem das geboten, was Hollywood sonst in der untersten Schublade vor dem Sonnenlicht versteckt: Originalität.

Ein unbeschreiblicher Spaß, Brad Pitt als herzerweichenden Schussel durch die aber-witzigsten Szenerien stolpern zu sehen. Und Julia Roberts als dauerkeifende, hysterische, charmante, vor Wutausbrüchen zitternde und doch so endlos liebenswürdige Zicke vom Dienst ist mehr als eine Reise wert.

Ein Blick, ein Lächeln, der Mund! Julia, Du bist wunderbar!

Originaltitel: THE MEXICAN

USA 2001, 123 min
Verleih: Helkon

Genre: Schräg, Gangster, Komödie

Darsteller: Julia Roberts, Brad Pitt, Bob Balaban, Gene Hackman, James Gandolfini

Regie: Gore Verbinski

Kinostart: 16.08.01

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.