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Mondo Lux

Der Regisseur, die Schönheit und der Tod

Er war fasziniert vom Tod. Das Sterben, auch das grausame und gewalttätige, wird in seinen Filmen und Theaterinszenierungen gern zum großen opernhaften Akt. Eine Art schöpferische Quintessenz leuchtet darin auf. Und damit oft auch eine Schönheit, die betont, daß hier nicht Realismus im Sinne einer Abbildung „wirklichen Lebens“ (Was soll das auch sein?) und eben Sterbens stattfindet, sondern eine Kunst obwaltet, die oft tiefe, existentielle Wunden aufreißt und gleichzeitig heilen läßt. Klingt das zu pathetisch? Ist in diesem Fall angemessen – schließlich geht es hier um Werner Schroeter.

Im Jahre 2004 erfährt der, mitten in den Arbeiten zu seinem Robert-Schumann/Heinrich-Heine-Projekt mit dem fast etwas orakelnden Titel „Schönheit der Schatten“ in der Kunsthalle Düsseldorf, daß er an Krebs erkrankt ist. Es werden ihm noch vier Jahre Lebenszeit bleiben. Jahre, in denen er sich der Kamerafrau Elfi Mikesch, eine Vertraute Schroeters, öffnet. Theaterproben, die Synchronarbeit zum Film DIESE NACHT (2009) und ein längeres Gespräch mit dem Kollegen, Freund und einstigen Geliebten aus wilden, schönen Jugendtagen Rosa von Praunheim bilden die Fixpunkte. Darum kreisen wie Satelliten Interviews mit Wim Wenders, Ingrid Caven, Wolf Wondraschek oder Isabelle Huppert. Und natürlich die Ausschnitte aus Schroeters Filmen. Angefangen vom Erstling ELKA KATAPPA (1969) über PALERMO ODER WOLFSBURG (1980) hin zu MALINA (1990), DEUX (2002) und schließlich DIESE NACHT.

In der Gesamtheit fügt sich MONDO LUX dabei zum Künstlerporträt in Form eines Freskos. Mikesch montiert all diese Einzelteile in einer ruhigen, getragenen Bewegung. Und schafft dabei einen Abschiedsfilm, der, oft unterlegt mit Opernmusik, speziell den Arien der von Schroeter geradezu abgöttisch verehrten Callas, gleichwohl etwas fast seltsam Leichtes hat.

Was auch am Habitus Schroeters liegt. Im Gespräch scheint er, selbst dort, wo die Krankheit seine Züge schon schwer zeichnet, fast über den Dingen, ja selbst über seinem eigenen Leid zu schweben. Da spricht – und wir sind hier noch einmal pathetisch – ein Formbesessener, der, wenn auch nicht immer frei von Manieriertheit, die Schönheit und die Kunst auf eine Art beschwor, der oft etwas Religiöses anhaftete.

Sieht man das jetzt noch einmal in Mikeschs Film, wird einem bewußt, wie selten gerade solche Künstler sind – und wie sehr sie fehlen.

D 2010, 97 min
Verleih: Filmgalerie 451

Genre: Dokumentation

Regie: Elfi Mikesch

Kinostart: 07.04.11

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.