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Motown

"Boah Ey!" in Spielfilmlänge

Viel zu oft in der Lieblingskneipe abhängen und sich den Kehlkopf befeuchten – Männer sind eben so! Betreten wir darum das MOTOWN und lernen unsere Helden kennen: Duke ist gerade aus den USA zurück und einer dieser süßen Träumer, welche mit ihrem melancholischen Blick wahrscheinlich Blumen welken lassen können. Ollis Lebensinhalt besteht in Kiffen und Pornos. Vince dagegen geht trotz Gemahlin Ria als olympiareifer Seitenspringer durch, während Pat ausschließlich der Karriere hinterherhechelt. Männer sind eben so?

Wir lernen schnell, daß es sich um eine eloquente Truppe handelt: Umfangreiches, dem alltäglichen Sprachgebrauch entliehenes Vokabular – "Mongo", "Spasti", "Schlampen", "häßliche Pollacken-Weiber" und natürlich "ficken" – kommt zum Einsatz, den klärungsbedürftigen Fragen des Lebens (Wie pinkelt man am besten mit Morgenlatte? Hat Jennifer Lopez einen fetten Arsch? Läßt sich die Tussi an der Bar heute noch flachlegen?) kommunikativ zu begegnen. Moooment! Sind Männer wirklich so?!

Jedenfalls verkündet Pat zwischendurch stolz, baldigst Diaz – Modell "teutonische Gwyneth Paltrow" – heiraten zu wollen. Zufällig schwebt das angebetete Wesen auch schon herein und blickt Duke tief in die traurigen Augen. Engel singen, die Zeit steht still, man ist einander sofort und ganz furchtbar machtlos in reiner Liebe verfallen. Darf logischerweise nicht sein. Verhängnis! Aber scheinbar bricht das den eingefahrenen Bann, denn nun geht’s munter weiter: Ria wird auf der Toilette (irgendwelche Fragen?) von einem Partikel emanzipatorischen Reststolzes getroffen und staucht Vince zusammen, Duke leidet noch heftiger als sonst, Diaz hat keinen Bock mehr auf Ehe. Schließlich bildet man untereinander fröhlich immer neue fatale partnerschaftliche Konstellationen. Ob das die Freundschaft überlebt?

Es bedarf schon einiger Courage, dieses erschreckend unkomische und substanzlose vorpubertäre Gestammel als "freche Coming-Of-Age-Komödie" anzupreisen. Na ja, scheinbar hat wenigstens der Verleih – im völligen Gegensatz zu den größtenteils unsympathischen Protagonisten – so etwas wie Arsch in der Hose.

D 2002, 87 min
Verleih: Nighthawks

Genre: Komödie

Darsteller: Oliver Petszokat, Doreen Jacobi, Nicolas Wackerbarth, Anne Brendler, Thorsten Grasshoff

Stab:
Regie: Stefan Barth
Drehbuch: Stefan Barth

Kinostart: 27.11.03

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...