D 2016, 91 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Komödie, Polit

Darsteller: Dieter Hallervorden, Holger Stockhaus, Victoria Trauttmansdorff, David A. Hamade, Philippe Graber

Regie: Gregory Kirchhoff

Kinostart: 27.10.16

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Ostfriesisch für Anfänger

Oh Didi, armer Didi!

Natürlich sind Migration, Integration & Co. längst Kinostoff, häufig zumindest künstlerisch erfolgreich: MEDITERRANEA beeindruckte gleichermaßen nachhaltig wie DÄMONEN UND WUNDER, Meryl Streep sah mit SEEFEUER das „Herzstück der Berlinale“, und erst letzten Monat tastete sich WELCOME TO NORWAY gelungen humoristisch am Thema entlang. Und jetzt? Kommen die Deutschen.

Klingt schon eher nach Drohung und muß man als solche nach Ansicht des Films bestätigen. Klar, gute Absichten sind im Überfluß vorhanden, wenn Kioskbesitzer und „letzter echter Ostfriese“ Uwe Hinrichs in die kapitalistischen Mühlen gerät, sein geliebtes Haus wegen Pfändung verlieren soll, zwecks Gebäuderettung aber die Option besteht, eine Gruppe zusammengewürfelter ausländischer Fachkräfte mittels Beibringen der deutschen Sprache zu integrieren, dafür gibt’s nämlich im Ort dringend benötigte Fördergelder. Selbstverständlich schaltet Uwe, sowieso unverrückbarer Eigenbrötler, jetzt entschlossen einen Gang hoch, zur Stufe „Besorgter Bürger“, doch ebenso logisch hält er das nicht endlos durch.

Jene bis zur einzelnen Szene vollumfängliche Vorhersehbarkeit setzt allerdings keinen oder nur minderen Kritikpunkt, schließlich macht nicht das Libretto die Musik, sondern der Ton. Und selbiger gestaltet sich hier – um die Wunde aufzureißen – reichlich quäkig, dünn, irgendwie deutsch; manchmal ganz wörtlich (wenn vermeintlich lustiges Bauernschwankgedudel tönt), häufiger übertragen gemeint. Da chargieren die Darsteller meist mit aufgerissenem Mund und zusammengekniffenen Augen wild daher, zur Überraschung des Zuschauers wird zwischendrin listig gewechselt, dann heißt’s: zusammengekniffener Mund und aufgerissene Augen. Dorfdepp-Polizisten sollen wohl gute Laune verbreiten, ein ständig falsch ausgesprochener Name muß trotz mangelnder Eignung Running-Gag-Qualität entwickeln, und wo in der Realität auch echte Gewalt herrscht, geht’s auf der Leinwand gemütlicher zu, eine Kneipenschlägerei reicht schließlich genauso. Richtig gruselig die englischen Kommunikationsfetzen, welche etwa wie folgt klingen: „Effchribaddi in se bass!“

Immerhin, ungeachtet aller Kritik: Dieter Hallervordens Darstellung des Uwe schaut man gerne zu, dieser Hallervorden eigenen Knuffigkeit, berührenden Szenen am Grab der Frau. Ihm im hohen Alter eine Nacktszene zuzumuten, zeugt indes von wenig Respekt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...