Originaltitel: RETURN TO MONTAUK

D/F/Irland 2017, 105 min
FSK 0
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Nina Hoss, Stellan Skarsgård, Susanne Wolf, Niels Arestrup

Regie: Volker Schlöndorff

Kinostart: 11.05.17

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Rückkehr nach Montauk

Ach Liebesmüh’

Die Häme, die Volker Schlöndorff zur Premiere auf der diesjährigen Berlinale ereilt hat, war ziemlich unangemessen. Vor allem, wenn man weiß, daß Kritiker auf Festivals dieser Art gern den bösartigen Tadler raushängen lassen. Ein fesselnder Film aber ist RÜCKKEHR NACH MONTAUK deshalb noch lange nicht. Ihm fehlt, was wir so sehr im Kino lieben: Sinnlichkeit. Wenn es schon mal um Liebe geht …

Besser, um verlorene Liebe. Daß hier in großem Maße auch behauptete Liebe hinzukommt, liegt zumeist am schwammigen Dialogtext und – leider – an zwei bekanntlich Großen ihres Fachs: Nina Hoss und Stellan Skarsgård. Beide wirken eigenartig gehemmt, nahezu ehrfurchtsvoll erstarrt vor wem oder was auch immer. Man schaut ihnen zu, will sogar mehr sehen und katapultiert sich dabei in eine Enttäuschung hinein, die so seltsam ist wie ernüchtert macht.

Volker Schlöndorff, gerade 78 geworden, widmet seinem Freund Max Frisch eine persönliche Hommage, indem er Motive aus dessen „Montauk“ im zeitgemäßen Lichte besieht und „versteckt auf die Novelle anspielt.“ Als Frisch noch lebte und Ende der 80er mit Schlöndorff an HOMO FABER saß, sei ihm ein „Montauk“-Film zu autobiographisch gewesen. Der Regisseur respektiert noch immer diesen Wunsch. Mit dem Iren Colm Tólbín schrieb er ein Originaldrehbuch.

Max Zorn hat die 60 überschritten, lebt in Berlin und liest in New York aus seinem neuen Buch. Clara, seine jüngere Lebensgefährtin, ist schon dort, weil ihr Zorn einen Job besorgt hat. Umschwirrt von einer umtriebigen Agentin, hofiert von Kollegen und genervt vom Trubel, geht es Max Zorn in diesen wenigen Tagen eigentlich nur um eines: Er will jene Frau wiedersehen, die ihn seit 20 Jahren in Kopf und Stift nicht losläßt. Rebecca aus Dresden (!) ist in Big Apple Staranwältin geworden, verehrt drei Katzen und hält vom Treffen mit dem scheinbar einst so wichtigen Mann nicht viel, um nicht zu sagen: nichts. Doch es wird Gründe geben, wieder mit ihm nach Montauk zu fahren, an die Ostspitze Long Islands, wo es Spuren von ihnen gibt, die kurz zu sehen und zu spüren sind. Für RÜCKKEHR NACH MONTAUK als Film zu kurz.

Verzicht auf Rückblenden ist kein Verlust, wenn griffige, sinnliche, vielsagende Worte und Bilder adäquaten Ersatz bieten. Dumm nur, wenn die männliche Figur zu gern in Larmoyanz badet, und die weibliche ihn dabei vor allem mit der kalten Schulter berührt.

[ Andreas Körner ]