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Salt And Fire

Kommt ein Philosoph in die Küche …

Wie man Aliens auf die Erde lockt? Man nehme sehr viel Salz, Champagner und einen Rollstuhl. Mehr wird nicht verraten! Was aber sein muß, ist die Bemerkung, daß die beste Szene an SALT AND FIRE diese schlußendliche ist. Zwei, drei Minuten, die Staunen machen, während der Mund wie von selbst die Worte „Respekt, Herr Herzog!“ formt. Das Problem sind die 90 Minuten davor!

Eine Wissenschaftlerin wird gekidnappt, verschleppt, in Gewahrsam genommen und schließlich mit zwei blinden Kindern in der bolivianischen Salzwüste Salar de Uyuni ausgesetzt. Die UNO hat Prof. Veronica Ferres geschickt, um eine kommende Naturkatastrophe zu dokumentieren. Michael Shannon, das finstere Vorstandsmitglied eines finsteren Konzerns, will seine Gefangene zu neuen Erkenntnissen und Erweckungen führen und sich danach stellen. Ein Teil des Planes scheint zu sein, sie mit Worthülsen zu lähmen wie: „Es gibt keine Realität, nur Annahmen, Sichtweisen und kollektive Ängste, die sich in Verschwörungstheorien verdichten.“

Kaum verwunderlich ist, daß in den Klammern hinter Werner Herzogs Namen, neben der 74 fürs Alter zumeist seine identitätsstiftenden Werke stehen, die Jahrzehnte auf der Rolle haben. Gern ist es AGUIRRE, DER ZORN GOTTES, sehr gern FITZCARRALDO. Dabei gab es gerade in den letzten 20 Jahren viele Spiel- und Dok-Filme vom Münchner mit Weltruf, wenige aber blieben in Erinnerung. SALT AND FIRE wird ein ähnliches Schicksal beschieden sein, und es hat nichts mit Verschwörung zu tun! Fast schon tragisch erinnert das alles an den Kollegen Terrence Malick.

Thriller, Öko-Mahnung, existentielles Drama – diese drei Pflöcke (Säulen mag man sie nicht nennen) geben dem Streifen etwas äußeren Halt. Im Innern regiert das Rätsel, und es meint keineswegs die Form! Daß nicht linear erzählt wird, Figuren auf Nimmerwiedersehen herauskippen, bevor sie Kontur haben, daß manch’ verbal-philosophische Mixtur eindeutig in der Küche angerührt wurde – geschenkt! Die tödlichste Zutat aber ist Langeweile.

Im Grunde pulverisiert sich SALT AND FIRE in ein erstes 50minütiges „Häufchen“ aus flachen Dialogen an nur bedingt spannenden Schauplätzen, gefolgt von 40 Minuten mit spektakulären Landschaftsaufnahmen, die in einem Stummfilm vorzüglichen Schauwert hätten. Am Ende dann besagte 180 Sekunden mit diesem genialen Alien-Einfall. Nicht mehr, aber auch wirklich nicht mehr!

Originaltitel: SALT AND FIRE

D/USA/Bolivien 2015, 97 min
FSK 6
Verleih: Camino

Genre: Drama, Science Fiction

Darsteller: Veronica Ferres, Michael Shannon, Gael García Bernal, Lawrence Krauss

Regie: Werner Herzog

Kinostart: 08.12.16

[ Andreas Körner ]