Originaltitel: SUBURBICON

USA 2017, 104 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Matt Damon, Julianne Moore, Oscar Isaacs, Glenn Fleshler, Sonia Gascón, Michael D. Cohen

Regie: George Clooney

Kinostart: 09.11.17

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Suburbicon

Ausgebremstes Lachen

Zu den armen Würstchen, die im Figurenkabinett der Gebrüder Joel und Ethan Coen gerade Dinge krummbiegen und sich ins Verderben stürzen, kommt ein weiteres hinzu. Autoverkäufer Jerry Lundegaard oder Friseur Ed Crane, um nur zwei der prägenden Coen-Gestalten zu nennen, wissen nunmehr Gardner Lodge in unmittelbarer Nähe. Dem bis kürzlich braven Finanzdirektor einer Werbeagentur bricht in 104 Minuten SUBURBICON so gut wie alles über dem adrett frisierten Kopf zusammen, das er zuvor noch als intakt und sogar gut bezeichnet hätte. Doch, wie das bei den Coens eben so ist, verraten darf man den Werdegang des Verfalls im Vorfeld nicht. Sonst ist man selbst dran.

Wieso Joel und Ethan Coen? Ist doch ein George-Clooney-Film! Nun, es begab sich, daß die Brüder seit Jahren ein Skript in petto hatten, das sich mit einer Idee von Clooney und Grant Haslov, dem vierten Drehbuchautor, vereinen lassen sollte. Was bei den Coens sicherlich nur eine nächste schräg-schrullige Verliererkomödie geworden wäre, bekam plötzlich eine ernste, politische, von wahren Geschehnissen adaptierte Ebene. Das ist ein gewagter Mix, der befreites Lachen automatisch ausbremst. Mindestens. George Clooney hat es so gewollt. Ob es funktioniert, darüber streiten seit der Weltpremiere Freund und Feind. Tendenz: Tiefdruck.

SUBURBICON nennt sich eine fiktive Siedlung in den USA der 50er Jahre. Schick und sauber ist’s dort, alles wohlfeil in Reihe geordnet, befriedet. Vor allem: weiß. Als die Meyers als erste schwarze Familie ein Häuschen beziehen, beginnt das Gären im Rayon. Zunächst sind es skeptische Blicke, dann abfällige Bemerkungen, schließlich werden auf einer Bürgerversammlung die ersten Säue rausgelassen. Die Immobiliengesellschaft verspricht Sichtschutz.

Als der Haß in Gewalt umschlägt, ist SUBURBICON schon mittendrin in seiner parallelen, manche werden sagen, eigentlichen Geschichte. Nebenan, wo Gardner Lodge als Nachbar der Meyers mit kleinem Sohn, querschnittsgelähmter Ehefrau und deren Zwillingsschwester lebt. Wo er eines Nachts von zwei Männern überfallen wird, und die Kette der vorhersehbaren Ereignisse zu rasseln beginnt. Die Ruhe im Satellitenstädtchen jedenfalls ist hin – vor den Haustüren und dahinter erst recht. SUBURBICON hat natürlich Unterhaltungswert. Aber Filme über latenten und nicht im Ansatz bewältigten US-Rassismus gab es schon stärkere.

[ Andreas Körner ]