Originaltitel: THE COMPANY

USA/D 2003, 112 min
Verleih: Concorde

Genre: Drama, Musik

Darsteller: Neve Campbell, James Franco, Malcolm McDowell

Regie: Robert Altman

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The Company

Brillanter Ballettfilm von Altmeister Altman

Zicke. Tyrann. Ehrgeizling. Narziß. Und Mensch. Kein Widerspruch, sondern eine Figur aus Fleisch und Blut, die amüsiert, Verständnis abringt, melancholisch stimmt und überzeugt, da sie zwar selbstgefällig, rüpelhaft, aber eben niemals zynisch ist: Mr. A ist Chef eines Ballettensembles, das wie eine Firma funktioniert - mit Ungerechtigkeiten, Tränen, finanziellen Engpässen, Hierarchien und den daraus resultierenden Kriechern und Aneckern. Besonders überzeugt Robert Altmans außergewöhnlicher Ballettfilm, indem er zwar das Skelett der Firma nur grob skizziert, Figuren schemenhaft durch kurze Blicke und Satzfetzen im Halb-Off einführt, in dieser Effizienz aber eine immens dichte und wahrhaft interessante Geschichte überliefert.

Der Fokus schärft sich auf Ry, eine Ballerina, die ganz nach oben will, aber auch noch ein Leben neben dem Ballett hat, zum Beispiel mit ihrer Liebe, dem jungen Koch Josh. Die romantischen Momente sind Altmans einzige Ausflüge in das dem Ballettfilm ansonsten typische Aschenputtelland. Hier dienen sie kaum dem Kitsch, vielmehr der privaten Stille.

Die Härte an dieser Company macht eh alle Verklärungen zunichte: das Mädchen Julianne tanzt kurz vor, eigentlich eine hervorragende Performance, Mr. A findet’s schrecklich, irgendwie gespreizt. Klar. Vielleicht hat er aber auch nur schlecht gefrühstückt. Nun muß Su ran, nicht schlechter, aber auch nicht besser als ihre Vortänzerin, A. ist begeistert, Julianne soll genau hinsehen, bis es schließlich laut kracht. Sus Achillessehne gerissen. Alle sind entsetzt, Mr. A auch, bis Su rausgebracht wird und er Julianne zur Wiederholung auffordert. Natürlich schwärmt er jetzt fast maßlos von ihrem sofort erkannten Talent: beinharter Pragmatismus, der A’s Ensemble dahin gebracht hat, wo es jetzt steht.

Altmans beeindruckender Blick in die dunklen Abgründe und zittrigen Träume einer Kunst, die sich hier eher als Knochensport denn Grazienhain erweist, verblüfft im Stil einer Dokusoap (ohne aufgeblasenes Emotions-TamTam).

Und Malcolm McDowell scheint mit jeder Pore für die Rolle des Dandys A geboren: ein Führer mit biestiger Ambition, der sich nostalgische Ausflüge in jene Zeit, als jung gestorbene Ballettstars noch dem Ensemble (und seinem Leben) angehörten, nur kurz gönnt und mit klatschenden Händen zum Weitermachen treibt. Ein trauriger Hund, ein einsamer Despot, ein verbitterter Knechter. Ein Mensch. Bei Altman - wie gehabt - kein Widerspruch.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.