Originaltitel: THE SWEENEY

GB 2012, 113 min
FSK 16
Verleih: Universum

Genre: Action, Thriller

Darsteller: Ray Winstone, Ben Drew, Hayley Atwell, Paul Anderson

Regie: Nick Love

Kinostart: 28.02.13

1 Bewertung

The Crime

Tolles Macker-Kino mit großem Macker-Solo

Prinzipiell darf man vorsichtig sein, wenn TV-Serien zum Kinofilm werden und in diesen dann, um nur zwei Beispiele zu nennen, nervige SEX AND THE CITY-Trullas oder nicht minder nervige A-TEAM-Testosteron-Zombies im Leinwand-Großformat tun, was sie auch schon in der Glotze tun: nerven nämlich. Das nur mal ganz prinzipiell vorweg. Und ganz prinzipiell hinterher: Es gibt natürlich erstklassige Fernsehserien, keine Frage. Und wenn auch keine erstklassige, so doch eine recht gute, war in den 70ern THE SWEENEY, eine BBC-Produktion, die in Deutschland als DIE FÜCHSE über die Mattscheibe flimmerte. Von der schafften es selbige jetzt also auf die Leinwand. In einem Thriller, der auf der Insel wie die Serie heißt und es hierzulande unter dem Titel THE CRIME krachen läßt.

Und das verdankt sich nicht nur der Action und Gewalt, mit der dieses sehr britische Stück Genrekino zu begeistern weiß. Nein, der eigentliche Kracher dieses Films ist Hautdarsteller Ray Winstone. Der spielt Jack Regan, den stiernackigen Chef jener Spezialeinheit der Londoner Polizei, die mit durchaus auch fragwürdigen Methoden nicht nur in der Unterwelt berühmt-berüchtigt ist. Ein Haufen von Männern und Frauen, die der Kodex zusammenschweißt, und deren Vorgehensweise nie subtil, aber meistens effizient ist. Selbstgefälligkeit schließt das Charakterbild dieser Truppe nicht aus. Doch dann wendet sich das Blatt: Ein Juwelenraub, bei dem eine Angestellte regelrecht liquidiert wird, ein Verdächtiger, der Regan in eine fiese Falle rennen läßt, und der interne Polizeiermittler Ellis, der Regan auch aus sehr persönlichen Gründen gern in dieser Falle vor die Hunde gehen sehen würde ...

Phänomenal ist, wie Ray Winstone seinen in die Enge getriebenen Regan um sich beißen läßt. Wie der auch ob seiner Hybris eine böse Schuld auf sich lädt, für die er stoisch in die Hölle geht – und diese über andere heraufbeschwört. Regisseur Nick Love, der schon mit THE BUSINESS (nur auf DVD) sein Händchen fürs Genre bewies, zeigt das angemessen geradlinig in bleichschmutzigen Bildern und gönnt, wenn auch wie gehabt nur in Nebenrollen, diesem klassischen Macker-Kino noch etwas, was selbigem peinlich oft fehlt: taffe Frauen nämlich. Einer von diesen darf Regan, der Prolet mit dem doch sehr eigenen Charme, übrigens eine Liebeserklärung ins Ohr raunen, die ruppig und zärtlich zugleich ist und für dieses Genre ein Maximum an akzeptabler Romantik darstellen dürfte.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.