Originaltitel: THE GATHERING

GB 2001, 85 min
Verleih: Universum

Genre: Horror

Darsteller: Christina Ricci, Ioan Gruffudd, Stephen Dillane, Kerry Fox, Simon Russell Beale

Regie: Brian Gilbert

Kinostart: 24.07.03

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The Gathering

Die Neugier ist der Katze Tod

Die anfängliche Idylle trügt! Kichernd läuft das Mädchen mit seinem Freund im Schlepptau einen Berg hoch und ist der Aussicht wegen freudig erregt – da verschwindet er plötzlich spurlos. Auch die junge Frau wird nur zu bald am eigenen Leib erfahren, was ihrem unglücklichen Begleiter widerfuhr.

Freunde gepflegten Grusels winken jetzt wahrscheinlich ab: "Alter Hut, x-mal gesehen!" Stimmt irgendwie schon. Trotzdem lohnt das Dranbleiben, denn Drehbuch und Regie klauen sich zwar generell fröhlich durch den düsteren Teil der Filmgeschichte, jonglieren dann aber derart clever mit den gefundenen Versatzstücken, daß man sich tatsächlich unweigerlich in den Bann gezogen fühlt – und das sogar doppelt. Handlungsstrang 1 gehört der aus dem nebligen Nirgendwo aufgetauchten mysteriösen Fremden Cassie (Christina Ricci, gleichzeitig reizende Blondhaar-Fee und unerschrockene Kämpferin, erweist sich als Idealbesetzung), welche sich für die Familie einer Frau, von der sie angefahren wird, unentbehrlich macht. Doch woher kommt Cassie eigentlich? Worin liegen ihre Absichten, und wieso quälen sie schreckliche Visionen? Weshalb leidet der kleine Michael unter Panik-Attacken? Was hat es mit der unterirdischen Kirche und den dort in die Wand gehauenen seltsamen Gesichtern auf sich? Warum wirken sämtliche Bewohner des Städtchens extrem feindselig? Das alles erklärende Geheimnis ist uralt ...

Parallel zum nahezu stillen Grauen dieses übersinnlichen Geschehens entspinnt sich eine höchst reale Geschichte um die krankhafte Obsession einer tief verletzten Seele voll wenig zimperlicher Sterbeszenen und blutiger Schocks. Spannung vs. Splatter – was normalerweise ungefähr so gut miteinander harmoniert wie Feuer und Wasser, fügt sich hier ungeachtet manchmal recht rasanter Sprünge im zeitlichen Ablauf fast virtuos zusammen.

Nur das grundsätzlich ziemlich melancholische Ende entgleitet etwas zum versöhnlichen Kitsch. Dennoch: Wer als Horrorfan nach diesjährigen Pleiten, Pech und Pannen wie DREAMCATCHER den Glauben ans Genre zu verlieren droht, sollte ihm mit THE GATHERING eine Frischzellenkur verpassen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...