Originaltitel: THE INSPECTION

USA 2022, 95 min
FSK 12
Verleih: X Verleih

Genre: Drama, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Jeremy Pope, Gabrielle Union

Regie: Elegance Bratton

Kinostart: 24.08.23

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The Inspection

Sich nicht brechen lassen

Ellis’ Problem ist seine Mutter. Mit Kindsaugen und einem armseligen Blumenstrauß steht er vor ihrer Tür, die lange verschlossen bleibt, argwöhnt Inez doch, daß der obachlose Sohn nur schmarotzen will: „Are You In Trouble?“ Würde sie nicht an einem versteinerten Herz leiden und lieber geradewegs in das hübsche, offene Gesicht schauen, sie wüßte es besser. Ellis ist gekommen, nicht, um zu bleiben, dafür, um Mutter zu umarmen und seine Geburtsurkunde abzuholen – er will zum Militär. Um sich zu beweisen, es allen zu zeigen, seinen Mann zu stehen. Ziemlich schwere Mission, die Marines sind nicht unbedingt für ihren schwulenfreundlichen Kurs berühmt.

Elegance Brattons seiner eigenen Biographie entlehnter Film ist von emotionaler Wucht, denn auch wenn man im Profil von Ellis den Kopf eines Kriegers erkennt, weiß man sofort um die Empfindsamkeit des Jungen, der sich – vielleicht als letzter Weg aus der Gosse – aufs Minenfeld extremer Schikane und Willkür wagt. THE INSPECTION läßt anhand des ungeschönten militärischen Drills an das Ur-Primitive in uns erinnern, er zeigt, wie schmal der Grat zwischen Bestehen und Untergang sein kann und entblößt die gnadenlose Bitterkeit von Ellis’ verzweifeltem Schicksal: „Lieber als Kriegsheld sterben als eine weitere obdachlose Schwuchtel.“

Beeindruckend an der Figur Ellis sind vor allem seine Empathie für andere Leidenssoldaten und daß er sich Überlebenswichtiges nicht auskommandieren läßt: seinen Humor. Die Mutter wird zeitlebens problematisch bleiben, tiefreligiös, kalt und Ich-bezogen, dabei sollte sie stolz auf einen Jungen sein, der zu Tränen fähig ist und bedingungslos lieben kann.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.