Originaltitel: CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER

USA 2014, 128 min
FSK 12
Verleih: Disney

Genre: Comicverfilmung, Action

Darsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Sebastian Stan, Samuel L. Jackson, Robert Redford

Regie: Anthony & Joe Russo

Kinostart: 27.03.14

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The Return Of The First Avenger

Captain America widerlegt Karl Marx

Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Sagte Karl Marx. Er konnte es nicht besser wissen, denn er war nie in einem Blockbuster à la THE RETURN OF THE FIRST AVENGER. Wenn man in dem nämlich sitzt, und wenn man älter als, sagen wir mal, zwölf Jahre ist, also auch mental älter als zwölf Jahre ist, dann schaut man auf die Leinwand, auf der das Effekt-Gewitter voll im Gange ist, sich in einer Endlosspirale der Materialschlacht-Superlative zum Orchestersound in Dolby-Surround zu entladen, man schaut und hört dem zu, und plötzlich ertappt man sich beim Gähnen. Und man sagt sich noch: Na was denn, so schlimm ist’s ja nicht, es gibt blödere Superhelden-Verfilmungen. Was ist denn nur los?

Und weil eben grad nichts passiert, also außer, daß fliegende Schlachtschiffe in Wolkenkratzer krachen, Captain America sein cooles Schild wie ein Killer-Ufo in eine Meute Schurken schleudert, und ein Schnittirrwitz wuchtige Explosionen reiht, fängt man an nachzudenken, warum das so langweilt. Die Antwort: Weil es eben andersrum ist. Also das mit Karl Marx. Denn zumindest im Kino bestimmt ganz klar das Bewußtsein das Sein. Und bewußt nämlich ist einem im Falle von THE RETURN OF THE FIRST AVENGER nicht nur, daß man derlei schon tausendmal gesehen hat, und daß eh alles gut ausgeht, sondern auch, daß das eben nur immaterielles Computer-Gefummel ist da vorne, hochauflösendes Pixel-Picture-Entertainment. Und darüber hinaus nicht allzu viel mehr.

Und weil man’s weiß, ist das Spektakuläre nicht mehr spektakulär. Wie auch der Zaubertrick keinen Zauber mehr hat, wenn man den Trick kennt. Und so kann der nette Steve Rogers alias Captain America, nachdem er in Teil 1 New York zum Schlachtfeld der Weltenrettung machte, das jetzt in Washington noch mal tun. Allerdings muß er sich, bevor es richtig losgeht, erst mal durch einen Intrigenschlamassel wursteln und fiesen Killern entwischen, denn der Feind sitzt dieses Mal in den eigenen Reihen. Also in der S.H.I.E.L.D.-Weltenschützer-Geheimorganisation, deren charismatischer Chef Nick Fury dann auch noch einem Attentat zum Opfer fällt.

Ja: dünne Geschichte und somit klarer Fall von „an der falschen Stelle gespart“. Denn ein bißchen mehr an echter Spannung, und das Bewußtsein ließe sich gern manipulieren. Ein Versuch wurde unternommen: Mit dem Besetzungs-Clou Robert Redford, der dann auch die einzige Überraschung des Films ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.