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Triumph des guten Willens

„Some Of My Best Friends Are German.“ Mit diesem Satz führte der Journalist, Buchautor, Kurator, Filmemacher und Historiker Eike Geisel gerne diejenigen vor, die mit Verweis auf freundschaftliche Verhältnisse zu Juden und Jüdinnen den antisemitischen Inhalt eigener Aussagen zu relativieren versuchten. Für Geisel stand dies symptomatisch für die deutsche Erinnerungspolitik, deren vorrangiges Ziel er nicht in der Aufarbeitung des Holocaust sah, sondern in der Einbettung von Auschwitz ins nationale Narrativ. Erinnerung sei in Deutschland, so Geisel, die „höchste Form des Vergessens.“ Bereits Mitte der 80er Jahre sah er die Deutschen nur auf die Gelegenheit warten, „sich nicht trotz, sondern wegen der Juden als nationales Kollektiv zu konstituieren.“ Er sollte Recht behalten: 15 Jahre nach jener Aussage führte Deutschland zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder Krieg, und zwar „nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“, wie der damalige grüne Außenminister Joschka Fischer betonte.

Der Film zeichnet anhand von Texten Geisels, eingesprochen von Robert Stadlober, und Gesprächen mit WeggefährtInnen die Person des „Versöhnungsverweigerer“ nach und erinnert an einen streitbaren und unversöhnlichen Kritiker der herrschenden, und ganz besonders der deutschen Verhältnisse.

D 2016, 95 min

Genre: Dokumentation, Biographie, Polit

Stab:
Regie: Mikko Linnemann
Stimmen: Robert Stadlober