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Uckermark

Unterwegs in der Mark Brandenburg

Volker Koepp (HERR ZWILLING UND FRAU ZUCKERMANN, KURISCHE NEHRUNG) hat sich wieder auf eine filmische Reise begeben. Sein Ziel, die Uckermark, ist zugleich einer der größten deutschen Landkreise und die am dünnsten besiedelte Gegend Deutschlands. Nur sechzig Kilometer von Berlin entfernt, nordöstlich an Vorpommern und Polen grenzend, erstreckt sich der Landstrich, dem Koepp sich auf seine bekannte unakademische Weise nähert. Zunächst ist es ein Eintauchen in die Landschaft, ein Abstecken das Rahmens, der es dann ermöglicht, sich zu den Leuten zu begeben. Anhand von Erzählungen und Lebensgeschichten beschreibt Koepp das Nebeneinander von Zeiten. Er begegnet ehemaligen Landarbeitern, die zu Museumszwecken Landmaschinen reparieren, den Adeligen von Arnims, die zurückgekehrt sind, um ihren heruntergekommenen Familienbesitz instand zu setzen, und dem Grafen Hahn, der im hohen Alter noch einmal geheiratet hat und über einen unendlichen Fundus an Anekdoten verfügt. Er triff sich mit dem Theaterregisseur Fritz Marquardt, einem früheren Freund Heiner Müllers, der sich an Vergangenes erinnert und dem die Uckermark Rückzug gewährt. In einer Einstellung sieht man, wie eine Reihe von Frauen über die Felder läuft, den Blick auf den Boden geheftet. Ab und an bückt sich eine von ihnen. Daß sie die Felder nach archäologischen Funden absuchen, erfährt Koepp während einer Pause in einem Bauwagen am Feldrand. Im Interview mit den Frauen aber wird deutlich, daß ihre eigentliche Suche die nach einer sinnvollen Arbeit ist.

Koepp läßt Lebensläufe lebendig werden und erzählt damit immer wieder auch ein Stück Zeitgeschichte. Auch in UCKERMARK gelingt es ihm, den Menschen nahe zu kommen, ohne sie zu bedrängen. Nähe schaffen und dennoch Distanz bewahren - so gelingen ihm Bestandsaufnahmen. Spürbar ist dabei immer das Interesse für Gegenwart und Vergangenheit. Einmal mehr beschwört Koepp hier menschliche Schicksale im Spiegel der sie prägenden Umgebung. Thomas Plenerts Kamera mit langen Einstellungen und klassisch komponierten Landschaftstotalen am Beginn vieler Szenen, mit Bildern, die manchmal wie Stilleben wirken, ist dieser subtilen Kunst Garant.

D 2001, 105 min
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Volker Koepp
Kamera: Thomas Plenert

Kinostart: 10.04.03

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.