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Der Albaner

Ein braves Immigrantendrama

Was muß man eigentlich tun, um den Max-Ophüls-Preis, die wichtigste deutsche Trophäe für deutsche Nachwuchsfilmer, zu gewinnen? Gemessen an DER ALBANER braucht man zunächst viel guten Willen und dann eine saubere, verlustfreie Umsetzung. Nach dem Motto: Wo nicht gehobelt wird, fallen auch keine Späne. Eine einigermaßen mutlose Entscheidung. Oder was sagt das über die Konkurrenz auf dem Saarbrückener Filmfestival aus?

Auf den ersten Blick überzeugt der Film wirklich durch seinen dokumentarisch anmutenden Blick – Regisseur und Autor Johannes Naber kommt aus der Dokumentarfilmschule. Doch das erste Drittel, in dem der junge Arben in seinem Heimatdorf darum kämpft, seine geliebte Etleva heiraten zu dürfen, die von ihm schwanger ist, sieht dann doch immer stärker nach Heimatfilm aus. Schön im Hintergrund drapierte schneeweiße Gebirgslandschaften opponieren mit der Härte der lokalen Familiengesetze. Es fehlt am Wegesrand noch ein Enzian. Dann werden diese Bilder ausgetauscht durch die vom kalten Berlin. Arben geht voller Hoffnung nach Deutschland, um das Geld für seine Brautwerbung aufzutreiben. Aber das gelobte Land will gar nichts von ihm wissen, verpaßt ihm schlicht den Spitznamen „Albaner“, der lediglich zum Ausführen von schlecht bezahlten Knochenjobs gut ist. Die Illegalität zwingt ihn in die Kriminalität. Als Schlepper kann er sehr viel mehr verdienen.

Von einem, der auszog, das Glück zu finden und mit schmutzigen Händen zurückkehrt. Das ist der eigentliche Kern der Geschichte. Leider wird das tragische Potential nicht genutzt. Ein aus Verzweiflung zerschlagenes Spielzeug und das Zulegen einer Sonnenbrille, die frische Veilchen verdeckt, machen noch keinen Gewissenskonflikt spürbar. Naber versucht, den Illegalen, die eines der schwächsten Glieder unserer Gesellschaft sind, ein Gesicht zu geben. Aber gerade das gelingt ihm nicht, solange er strikt und brav an einem, so scheint es, an Hans-Christian Schmids LICHTER geschulten akademischen Realismus festhält, leider genauso eindimensional, wie Arben sein Ziel verfolgt.

Da nützt es auch nichts, die Nebenrollen mit bekannten Gesichtern aus anerkannten Dramen zu besetzen, wie Ivan Shvedoff als bester Kumpel. Bei aller Glaubwürdigkeit und moralischen Ausgeglichenheit, Naber verpaßt es schlichtweg, seinem Film einen Hauch von Magie einzuträufeln, der ihn zum Kinoereignis machen würde.

D 2010, 104 min
Verleih: Zorro

Genre: Drama

Darsteller: Nik Xhelilaj, Xhejlane Terbunja, Ivan Shvedoff

Regie: Johannes Naber

Kinostart: 08.09.11

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...