Originaltitel: L’ULTIMO BACIO

I 2001, 115 min
Verleih: Tobis

Genre: Liebe

Darsteller: Stefano Accorsi, Giovanna Mezzogiorno, Stefania Sandrelli

Regie: Gabriele Muccino

Kinostart: 24.01.02

Noch keine Bewertung

Ein letzter Kuß

Mit dem Baby kamen die Zweifel

Es sollte ein normales Familienessen werden, doch dann eröffnet Giulia ihrem überraschten Verlobten Carlo und den eigenen Eltern, daß sie schwanger ist. Sekt fließt, Glückwünsche an die werdende Mutter, und doch werden zwei Menschen an der gedeckten Tafel nachdenklich. Giulias Mutter Anna behagt der Gedanke überhaupt nicht, schon Großmutter zu werden. Angesichts des nahenden Alters, hinterfragt sie ihre langjährige Ehe mit Emilio. Hat sie ihr eigenes Leben verpaßt? Carlo hingegen macht die Endgültigkeit der Bindung Angst, die ein gemeinsames Kind bedeutet. Die stressige Beziehung seines Freundes Adriano vor Augen, ergereift ihn Panik. Bei der Schülerin Francesca scheint der 29-jährige alles zu finden, was er vermißt hat: jugendliches Feuer, Leichtsinn, Liebe. Auch Carlos Freunde zweifeln am Leben. Adriano will aus der familiären Enge fliehen, Paolos Vater liegt im Sterben und Alberto ist es leid, jeden Abend eine andere Frau im Bett zu haben. Aussteigen, nach Afrika gehen, das wäre doch eine Idee ...

Es ist ein emotionaler Kraftakt, durch den Regisseur Gabriele Muccino uns Zuschauer hier prügelt. Eine Art kollektive Sinnkrise, unter der die Figuren von EIN LETZTER KUSS leiden. Probleme werden nicht konstruktiv gelöst, sondern schreiend verschärft. Bindungsangst, Mißtrauen, einschlafende Begierde liegen in der Luft. Liebe existiert nur noch rationalisiert als "Zwangsbindung". Die viel zitierte italienische Leidenschaft manifestiert sich in hysterischen Ausbrüchen von trockener Ernsthaftigkeit. Mehr als einmal drängt sich der Verdacht auf, daß das zentrale Problem am ehesten die maßlose Selbstgerechtigkeit aller Beteiligten ist.

Ein seltsamer Reiz geht in der LETZTE KUSS von seiner exquisiten Optik aus - sowohl die Gestaltung als auch die durchweg attraktiven Darsteller betreffend. Zum grandiosen Ärgernis hingegen wird die allgegenwärtige und aufdringlich treibende Musik, dramatische Wendungen verheißend und damit ein ganz gemeiner Trick.

In der Heimat ein Publikumsrenner, kann der Film weder als Beobachtungskino überzeugen, noch als Episodenstück. Zu beliebig, zu banal. Ein Reigen schicker Leute mit Problemen, die keine sind. Ohne Temperament und Ausbrüche wär’s sogar langweilig.

[ Roman Klink ]