Originaltitel: GUCHA - DISTANT TRUMPET

Serbien/Bulgarien/ Montenegro/Österreich/D 2006, 94 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Musik

Darsteller: Marko Markovic, Aleksandra Manasijevic, Mladen Nelevic

Regie: Dusan Milic

Kinostart: 23.08.07

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Gucha

Liebe und Brass auf dem Balkan

Ausgerechnet in Romeo muß sich Juliana, die Tochter des beliebtesten Trompeters Serbiens, genannt "Satchmo", verlieben. Romeo ist zwar ebenfalls Trompeter, aber in dem konkurrierenden Orchester eines Roma-Clans. Der Chauvinist "Satchmo" setzt alles daran, die Liaison des jungen Paares zu beenden. Als dies nicht so recht gelingen will, fordert er - freilich siegesgewiß - Romeo heraus. Wenn dieser ihn bei der Weltmeisterschaft der Blechbläser in Gucha besiegt, soll Friede sein und Romeo seine Juliana haben können.

Schon die Namen der Protagonisten, Romeo und Juliana, deuten es an - GUCHA variiert ein altes Thema. Dusan Milic, in Skurrilität und Lakonie unverkennbar Schüler Kusturicas, inszenierte hier zunächst eine klassische Liebesgeschichte, mit der er zugleich eine Vorliebe für den Bollywood-Style auslebt. Die Stilmittel der indischen Traumfabrik ins Herz Europas, für den Regisseur ist dies der Balkan, übertragen, meint Farbenpracht, Folkloristik, Romantik - ein Musical rund um das größte Brassmusik-Festival des Balkans. Die unterschiedlichen ethnischen Hintergründe des jungen Paares, ein Thema des Filmes, finden sich in intensiv-farbigen und gegensätzlichen Bildern gespiegelt; mit einer beweglichen Handkamera setzt Milic auf eine dokumentarische Wirkung und das Gefühl von Nähe. Immer wieder bricht der Regisseur diesen vorgeblichen Realismus durch Szenen mit einem überbetonten ironischen Gestus. So zum Beispiel treffen sich Romeo und Juliana unter einem Apfelbaum, von dessen Frucht sie kosten, und ebenso gibt es die Figur einer Hexe, welche die ohnehin schwierige Situation des Paares noch verkompliziert.

Ein weiteres Element des Films, die Musik, aber ist wesentlich. GUCHA hat seine intensivsten Szenen am Ende inmitten tausender Festivalbesucher, die sich wahrhaftig einer tour de force hingeben - beim Wettstreit unzähliger Blechkapellen. Durch die Musik und den künstlerischen Werdegang des jungen Protagonisten Romeo, der der traditionellen Musik seines Orchesters Neues entgegenzusetzen hat, entfernt sich der Film von der temporeichen, humoristischen Love-Story und findet zu Momenten möglicher Anteilnahme. Diese gilt weniger dem Schicksal der Protagonisten, als vielmehr einer Authentizität, die aus Tönen gemacht ist.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.