Originaltitel: RUN, FAT BOY, RUN

GB 2007, 97 min
Verleih: Warner

Genre: Klamotte

Darsteller: Simon Pegg, Thandie Newton, Hank Azaria

Regie: David Schwimmer

Kinostart: 03.04.08

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Run, Fat Boy, Run

É und lauf, Publikum, lauf!

Einmal sollte es erlaubt sein, am Ende zu beginnen. Und ohne deshalb gleich zuviel zu verraten - diese Geschichte findet ihr Ende unter einem sehr eindeutigen Logo und dieses identifiziert einen Hersteller von Sportartikeln. Man könnte dies als selten freches Product-Placement verurteilen und darüber schwadronieren, aber gilt es hier nicht viel mehr einem Helden zu huldigen, der zu diesem Zeitpunkt schwer atmend und leicht lädiert auf der Zielgeraden eines körperlich anstrengenden Plots angekommen ist?

Wenige Kinomomente und einige Jahre früher flieht Dennis, das Drehbuch zeichnet ihn als beruflichen Versager mit Hüftspeck, stante pede vor der Hochzeit mit seiner hochschwangeren Freundin Libby. Weil sich das Dasein ohne Frau und Kind höchst frei, aber selten trist ausnimmt, erinnert sich der einstmals Flüchtende seines vormals geträumten Lebens. Bei einem seiner seltenen Besuche des nunmehr fünfjährigen Sprößlings, lernt er schließlich Libbys Neuen kennen, den smarten, überaus sportiven, zweifellos nicht koscheren, aber erfolgreichen Börsenfachmann Whit. Und dieser, ernsthafte Absichten hegend, weckt in Dennis den Drang zu retten, was zu retten ist. Dummerweise läßt er sich deshalb auf eine Wette ein, der er nicht gewachsen scheint É

Man muß hart trainiert sein, um dieser Komödie wenigstens Unterhaltungswert abzugewinnen. Der Plot ist schnell erzählt und so simpel, daß er den Zuschauer beinahe zur Teilnahmslosigkeit verdammt. Ansätze zur Dramatik werden im Keim narrativer Sackgassen erstickt, dafür ist die Inszenierung zügig, sogar bewegt bis zur Atemlosigkeit, die Darsteller spielen artig mit, und die Botschaft ist deutlich: "Flucht gilt nicht! Egal wie hart es ist, das Schicksal holt Dich ein, und Du mußt Dich ihm stellen!"

RUN, FAT BOY, RUN hält für seinen Helden dann auch ein überaus schmerzhaftes und zugleich Erfolg versprechendes Einsehen parat, bei dem man sich überdies - in einigen Szenen verursacht das Bemühen darum nahezu körperlichen Ekel - schieflachen soll. Und gleichwohl sich tugendhafte und verworfene Charaktere (latenter Rassismus inbegriffen) nach den grundlegenden Regeln der Drehbuchkunst mit kleinen Verirrungen und Verwirrungen herumschlagen müssen, bleibt für Schwimmers Film nur eine Empfehlung. Egal welche Latschen man trägt, man sollte laufen. Und zwar davon. Eiligst.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.