Originaltitel: WILLIAM TELL

GB/I 2024, 133 min
Verleih: SquareOne

Genre: Historie, Action, Drama

Darsteller: Claes Bang, Golshifteh Farahani, Ben Kingsley

Regie: Nick Hamm

Kinostart: 19.06.25

Wilhelm Tell

Ein Apfel und faule Früchte

Hand aufs Herz: So richtig kraftvolles, episches, bildstarkes und emotionales Historienkino gab es ewig nicht. HAGEN wollte nicht punkten, der war gut gemacht, aber vielleicht fehlte ihm das pochende Herz. Das hat WILHELM TELL zweifelsfrei und löst auch all die vorgenannten Attribute ein. Aus Europa heraus, ohne Million-Dollar-Studio und trotzdem als Kino in Breitseite – mit überzeugenden Schauwerten, sattelfesten und intriganten Charakteren, mit innigen Liebesschwüren und blutigen Schlachtszenen. Ein Heldenepos in berückender Kulisse – klar, wir sind ja in der Schweiz!

Dabei ist sie ein Mythos, die Geschichte um den Bauern, Jäger und Kreuzritter Tell, der sich den Expansionsplänen des Habsburger Adelsgeschlechts entgegenstellt. Es ist ungewiß, ob es den Kerl wirklich gab, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts zum Anführer einer Rebellion wurde. Dabei brachten vorerst Würde und Stolz den schießfertigen Familienvater in Bedrängnis, wonach er den Gruß eines Hutes, hochgepfählt vom zynischen Statthalter Gessler, verweigerte. Aus der Bredouille käme er nur, wenn er mit Pfeil und Bogen einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schadensfrei treffen würde. Typen wie Gessler sind ungenießbar wie faule Früchte, wortbrüchig sowieso, und so geriet Tell in Gefangenschaft, was nur der Anfang für einen breiten Aufstand mit Namen von Freiheit und Gerechtigkeit wurde.

Das ist Kino der alten Schule, gut und böse sind wunderbar erkennbar, entschlossene Blicke treffen auf mahlende Kiefer, die lyrische Sprache ist Schillers berühmter Dramaadaption entlehnt. Das Aufbegehren des Volkes gegen Übergriffigkeit und Freiheitseinschnitte durch eine entfesselte Obrigkeit könnte dabei aktueller nicht sein.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.