Originaltitel: KILOMETRO CERO

Spanien 2001, 108 min
Label: Pro Fun

Genre: Tragikomödie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Concha Velasca, Carlos Fuentes, Armando del Rio

Regie: Juan Luis Iborra, Yolanda Garcia Serrano

Kilometer 0

An dieser Stelle Madrids, dem Kilometer Null, trifft man sich, geht auseinander, findet wieder zusammen. Von hier aus gehen alle Wege ins Land der Stierkämpfer, hier trifft man Verabredungen, obwohl es in der lichtdurchfluteten Metropole gewiß reizvollere Punkte wie schattenspendende Parks, hinreißende Alleen und romantische Hintergassencafés für ein Techtelmechtel gäbe. Doch die Film gewordene Drehbuchidee wollte es nun einmal so, daß das rucksackreisende Greenhorn die Freundin seiner Schwester, ein schwuler Tänzer seinen Chatlover, ein schüchterner und ungeküßter Büroknecht die antelefonierte Hure und die alt gewordene Kosmopolitin den Potenzhengst aus der schmissigen Anzeige sich hier treffen.

Und weil man schließlich Komödie machen wollte, liegt es auf der Hand, daß die Konstellationen ordentlich durchgeschüttelt und neu gemischt werden. Das führt zu witzigen Überredungsattacken (Homo will Büroknaben unzüchtig berühren), unerwarteten Großstadtüberraschungen (Landei gerät in Obhut des leichten Mädels) bis hin zu Schockerfahrungen (Dame von Welt glaubt für einen Moment, den Ritt ihres Lebens mit ihrem einst verstoßenen Sohn erlebt zu haben) und so weiter ...

Doch da wir uns tatsächlich in einer Komödie befinden, in einer recht charmanten sogar, erfahren derartige Bitterkeiten ihre süße Wandlung, treffen Menschen auf andere, die - obwohl für einander bestimmt - einander nie begegnet wären, und schließlich löst sich alles in einer rosaroten Wolke auf. Der Regie ist es gelungen, auf sehr kurzweilige und amüsante Weise zu schildern, wie das Leben seinen Selbstlauf einfordert, wenn man auf scheinbar kalkulierten Wegen schlendert, wie sich das größte, namentlich das eigene Elend in einer seiden glitzernden Blase entleert. Endlich mal durchatmen, scheinen die vom Glück beseelten Figuren zu denken. Das ist idealistisch, das ist auf jeden Fall naiv. Aber schön ist es eben auch.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.