Originaltitel: ANCLA Y ESPERANZA

Spanien/GB 2018, 113 min
FSK 12
Verleih: Pro Fun

Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Oona Chaplin, Natalie Tena, Geraldine Chaplin, David Verdaguer

Regie: Carlos Marques-Marcet

Kinostart: 06.06.19

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Anker der Liebe

Make The Baby Come

Eben sind Eva und Kat noch einträchtig mit ihrem Hippie-Hausboot durch London geschippert, und schwups tritt im nächsten Moment der Ernst des Lebens auf die schwankenden Planken: Eva will ein Kind. Ob der Wunsch vom Tod des gemeinsamen Katers Chorizo untermauert wurde oder dem zunehmenden Alter ihrer Mutter Germaine geschuldet ist – ihre Entscheidung steht fest. Kat sieht ihr entspanntes Leben schwinden. Aber Regisseur Carlos Marques-Marcet bringt schnell Roger, Kats alten Freund, der aus Spanien zu Besuch kommt, ins Spiel. Schon in der ersten Nacht wird der trunkene Entschluß geboren, daß er der perfekte Samenspender für die beiden Frauen sein soll.

Marques-Marcet unterteilt seinen Film in Akte, mitTiteln wie: „Wir können eine neue Katze kaufen.“ Leichtfüßig skizziert er eine verliebte Paaratmosphäre, läßt Kat und Roger zotige Witze reißen und weiß auch amüsante Statements zum Gesinnungswandel der Alt-68er und zur Fortpflanzung queerer Paare einzustreuen, die bitte nicht einfach das bestehende System reproduzieren sollten. Auch gestaltet er den Akt an sich trotz Plastikspritze ziemlich sexy.

Ein paar eingestreute Szenen zum Thema Alltagsrassismus weiter finden sich die Charaktere aber in der ganz klassischen – wenn man so will – urkonservativen Situation wieder, die entsteht, wenn eine Erwartungshaltung auf eine andere trifft. Eva will, daß Kat gerne Mutter wird. Und Kat will Eva. Nur ein Kind braucht sie definitiv nicht für ihr Glück. Roger hingegen ist von Anfang an begeisterter potentieller Vater, seine intrinsische Motivation bleibt uns der Regisseur jedoch schuldig.

Auch an anderer Stelle fehlt es den Figuren an emotionalem „Fleisch“, und das spiegelt sich in einer holprigen Rhythmisierung der Handlungsabläufe im Schnitt. Oft prallen die Charaktere heftig aufeinander, verlieren sich aber in Dialogen, die wie Schablonen wirken. Es bedarf eben ein paar wirklich origineller, auch formaler, Einfälle, um das Thema „Kind-Ja-Nein“ mit psychologischer Tiefe und Humor so zu erzählen, daß es von einem mittelmäßig unterhaltsamen Level auf ein überraschendes, ein berührendes gehoben wird. Marques-Marcets Drehbuchvorlage hat das leider nicht hergegeben.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...