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B.B. King: The Life Of Riley

Zu viele Worte, zu wenige Akkorde

Sein Gitarrensound ist unverkennbar. Virtuos, aber ohne Muskelspiel. Phantastisches Handwerk ohne Attitüde. Kunst ohne Posen. Und wenn man die Größe eines Musikers danach bewerten will, welchen Einfluß er auf andere Musiker ausübte, ist der Bluessänger und Gitarrist B.B. King ganz sicher einer der Großen.

Und natürlich geht das erst einmal in Ordnung, diesem Musiker, der 1925 in ärmlichsten Verhältnissen in Mississippi als Riley B. King geboren wurde und es zum R&B-Weltstar brachte, eine Lobeshymne zu singen. So, wie es jetzt auch Jon Brewer in seiner Doku B.B. KING: THE LIFE OF RILEY tut. Das Problem dabei ist: Lobeshymnen allein machen noch lange kein gutes Porträt. Und so liegt die Schwäche dieses Films dann auch vorrangig im Elan, mit dem er versucht, ein Denkmal zu errichten. Womit auch jene biographischen und charakterlichen Untiefen, aus denen gerade eine Musik wie der Blues seine Substanz gewinnt, mit dem schmeichelnden Licht einer Erfolgsgeschichte weggeleuchtet werden.

Gelungen ist Brewers Biopic beim Rückblick auf die frühen Jahre Kings. In alten Schwarzweiß-Fotos und knisternden historischen Blues-Aufnahmen erstehen der amerikanische Süden, das Mississippi-Delta und das dortige Leben der Schwarzen am äußersten sozialen Rand. Ein sehr atmosphärisches Abbild einer versunkenen Welt und für Fans ein kleines Fest, ob all der O-Töne (fast) vergessener einstiger Country- Blues-Heroen. Ein schönes, archäologisches Fresko in Bild und Ton, durch das sich B.B. Kings Werdegang als roter Faden zieht.

Umso bedauerlicher ist, wie das zunehmend bröckelt und ausdünnt. Und in dem Moment, in dem diese Lebensbeschreibung zu jenem Punkt gelangt, an dem B.B. King zum Star wird, hofiert die Doku ihn tatsächlich wie einen König. Schier Unzählige zollen dem Tribut. Der Film mutiert zur Quassel-Bude, in der sich ein Starauftrieb in Lobpreisungen überbietet. In die Kamera sprechen die üblichen Verdächtigen Eric Clapton, Slash, Carlos Santana, Bono ...

Wie es kommt, daß dabei fast ausschließlich Weiße ihren Senf abgeben, ist ob des Gegenstandes dieser Doku eine nicht uninteressante Frage. Wie auch immer – in jedem Fall sind da nur noch Worte über Worte. Und was ob all dieser Worte spätestens nach dessen Hälfte an Brewers Film auffällt, sei mit einem von B.B. Kings schönsten Songs gesagt: The Thrill Is Gone. Was bleibt, ist Gequassel.

Originaltitel: B.B. KING: THE LIFE OF RILEY

GB 2012, 123 min
FSK 0
Verleih: Arsenal

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Jon Brewer

Kinostart: 06.06.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.