Originaltitel: SEED OF CHUCKY

USA 2004, 86 min
Verleih: Constantin

Genre: Komödie, Horror, Persiflage

Darsteller: Jennifer Tilly, Redman, Hannah Spearritt, John Waters, Keith-Lee Castle

Stab:
Regie: Don Mancini
Drehbuch: Don Mancini

Kinostart: 26.05.05

1 Bewertung

Chucky’s Baby

Eine schrecklich komische Familie

Wie der Horrorfan weiß, metzelt sich Chucky, die häßlichste Puppe der Welt und vom Geist eines Killers beseelt, schon seit 1988 durch die dunkle Filmgeschichte. Im bislang letzten Streich CHUCKY UND SEINE BRAUT bekam der Giftzwerg mit Tiffany eine nicht minder mörderische Gattin an die Seite. Diese Verbindung endete allerdings mit gegenseitiger Auslöschung des Duos.

Nun zeigt uns der Vorspann von CHUCKY’S BABY, daß die beiden Plastik-Verbrecher vorher Sex hatten – daraus entstand Shitface, ein androgynes Spielzeug zwischen den Geschlechtern, herzensgut und von einem Finsterling als Bauchrednerpuppe mißbraucht. Als Shitface im Fernsehen sieht, daß die Geschichte seiner Eltern verfilmt werden soll, mobilisiert er (oder doch sie?) alle Kräfte, und tatsächlich gelingt die Flucht. Derweil hadert Jennifer Tilly, einst OSCAR-nominierter Star, heute abgewracktes Showhäschen, mit ihrem Schicksal: Julia Roberts hat schon wieder eine Rolle bekommen, die Miss Tilly gern gespielt hätte ... Also Bauch rein, Brust raus und ran an den Regisseur! Alles scheint zu klappen, doch mittlerweile hat Shitface alias Glen alias Glenda seine Erzeuger zu neuem Leben erweckt. Während sich nun in Tiffany Muttergefühle regen, weshalb sie erfolglos dem Töten abschwört, möchte Chucky seinen vermeintlichen Sohn zum Nachfolger ausbilden. Ein Manöver beginnt, dem nicht nur Trash-Ikone John Waters und Pop-Schnepfe Britney zum Opfer fallen. Besagter Regisseur und Jennifer Tilly, von Tiffany heiß vergöttert, werden ebenfalls extrem leiden müssen ...

Was soll man da sagen? Mit Horror hat das Ganze trotz im ungeschnittenen Fall maßlos überzogener Mordszenen – Stichwort "Eingeweide" – nichts mehr zu tun, dafür wird Jennifer Tilly die große Bühne für eine Performance geboten, deren Selbstironie brüllkomisch ist. Da stört es auch nicht, daß die derben Bluteffekte meist sichtbar dem PC entstammen, oder die Animatronik der Puppen teils arg holpert.

Getragen von unzähligen Referenzen (so gibt es eine SHINING-Parodie und wurde Shitface eindeutig Ed Woods Heuler GLEN OR GLENDA – I CHANGED MY SEX entlehnt), tobt hier die vielleicht sadistischste Komödie aller Zeiten über die Leinwand. Und sie macht mordsmäßig Spaß!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...