Originaltitel: HOLES

USA 2003, 117 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Erwachsenwerden, Komödie

Darsteller: Shia LaBeouf, Sigourney Weaver, Jon Voight, Patricia Arquette, Tim Blake Nelson

Regie: Andrew Davis

Kinostart: 30.10.03

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Das Geheimnis von Green Lake

Grabet, so werdet ihr gute Unterhaltung finden!

Bei der Preisfrage nach dem größten Pechvogel aller Zeiten hätte die Antwort "Stanley Yelnats" gute Chancen auf den Jackpot: mit grenzdebiler Verwandtschaft geschlagen, immer zur falschen Zeit am falschen Ort, soeben wegen (eigentlich nicht begangenen) Diebstahls nach Green Lake verfrachtet. Dies so benannte Camp hält sein namentliches Versprechen indes nicht – der See seit Ewigkeiten ausgetrocknet, von Grün keine Spur. Klar, schließlich befindet sich das Lager inmitten einer Wüste.

Dafür heißt es jetzt: graben! Die Lagerleiterin streicht nämlich nicht nur Schlangengift auf ihre Nägel, sondern wird auch sonst von gefährlicher Obsession geplagt, weshalb Stanley in Gemeinschaft der anderen jugendlichen Insassen den knochentrockenen Boden umbuddeln muß, jeden Tag auf’s Neue. Viel Zeit also zum Freilegen alter Geschichten, zum Beispiel Kissin’ Kate Barlows – sie erkletterte die Karriereleiter von der engelsgleichen Lehrerin zur gefürchteten Revolverheldin. Oder Stanleys Urahn, welcher aufgrund Unachtsamkeit der Familie einen Fluch anhing. Das vergangene sowie gegenwärtige Personengeflecht wird zusehends dichter, und jeder Involvierte repräsentiert ein kleines Steinchen im Mosaik des großen Geheimnisses um Green Lake.

Lesebegeisterte dürften sich freuen: Louis Sachar schrieb selbst das Skript nach seinem bejubelten Werk, womit der gleichzeitig skurrile, kritische und emotionale Grundtenor des Romans erhalten blieb. Es gelingt ihm zudem, die reduzierte, fast knappe Sprache der Vorlage zu öffnen, was zwar manchmal zu episch ausgewalzten Längen führt, aber vor allem interessanten Nebenfiguren wie Kissin’ Kate mehr Raum zur Entfaltung gibt. Deshalb: bravo, Mr. Sachar! Ihr Drehbuch-Debüt funktioniert zu gleichen Teilen als gelungene Literaturverfilmung wie intelligente Familien-Unterhaltung jenseits überzuckerten Tüdelüs (Eltern sollten bedenken, daß hier schon mal Menschen sterben).

Und auch der Begriff "Starkino" ist zur Abwechslung nicht mit eitler Nabelschau zu verwechseln. Gerade Sigourney Weaver agiert so unprätentiös fies, daß man sie einfach ins Herz schließen muß. Versprochen!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...