Originaltitel: THE MANCHURIAN CANDIDATE

USA 2004, 130 min
Verleih: UIP

Genre: Drama, Polit

Darsteller: Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber, Jon Voight, Kimberly Elise

Regie: Jonathan Demme

Kinostart: 11.11.04

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Der Manchurian Kandidat

Rechtzeitig abgedreht: der Film zur US-Wahl

Wenn Hollywood mal wieder nix einfällt, wird das filmhungrige Publikum mit einem Remake beglückt. Diesmal erlebt der BOTSCHAFTER DER ANGST seine Wiedergeburt, und man wird das Gefühl nicht los, daß solcher Entschluß ausnahmsweise nicht bloß reiner Ideenlosigkeit entsprang. Aber hübsch langsam.

Für außergewöhnlichen Einsatz im Kriegsgebiet Kuwait wird Sergeant Raymond Shaw mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet und erklimmt die Karriereleiter fortan im Eiltempo. Sein Captain, Bennett Marco, mittlerweile auf dem besten Wege zum psychischen Wrack, träumt dagegen noch Jahre später von den damaligen Ereignissen, welche sich jedoch plötzlich ganz anders darstellen als in der Erinnerung.

Derweil steckt Shaws herrische Mutter Eleanor, ihres Zeichens Senatorin, mitten im Wahlkampf und läßt bei jeder Gelegenheit sinngemäß verlauten, daß Amerika geschützt werden müsse vor den Aggressoren, die nur auf eine Chance zur Vernichtung des schönen Landes warteten. Obwohl Eleanor die Gefahr nicht näher spezifiziert, geben die erfolgreich in Angst und Schrecken versetzten Wahlberechtigten ihre Stimmen dem "richtigen" Kandidaten: Raymond Shaw For Vice President. Langsam deckt Marco eine gigantische Verschwörung auf ...

Natürlich kann es nichts zu bedeuten haben, daß der US-Start zeitnah zur diesjährigen Präsidentschaftswahl erfolgte. Wenn man allerdings bedenkt, mit welcher Inbrunst hier agitiert, propagiert und der Amerikaner an sich zur bedrohten Spezies erklärt wird, mag man an Zufälle nicht mehr glauben. Zum Glück versichert uns das Plakat in roten Lettern: "Dieses Mal ist alles unter Kontrolle." Na, da sind wir froh!

Davon abgesehen, bleibt ein grundsolider, recht vorhersehbarer Thriller mit unblutigen, manchmal aber schon fast sadistischen Morden, welcher teilweise an seiner zu üppigen Laufzeit krankt und Meryl Streep Gelegenheit bietet, ihrem Repertoire die Rolle "Psychotische Bitch de luxe" hinzuzufügen. Sie dankt es, indem sie mit theatralischem Gestus und flammend deklamiertem Text auch noch für das knutschende Pärchen in der letzten Reihe links spielt. Befürchtet werden darf, daß die Mitglieder diverser Filmpreis-Jurys dies eine Würdigung wert finden.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...