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Der Mongole

Hey Reiter, ho Reiter, immer weiter É

Er war der Mann, der aus den Steppen kam. Der die nomadisierenden Mongolenstämme zu einem Volk schmiedete, mit seinem Reiterheer die Chinesische Mauer bezwang und ein Reich in Zentralasien schuf, das vom Japanischen Meer im Osten bis zum Kaspischen Meer im Westen reichte. Natürlich ist das allemal Filmstoff, wenn sich Mythos und Realität so wunderbar ineinander fügen wie im Falle des Dschingis Khan.

Sergei Bodrov erzählt nun in DER MONGOLE wie aus dem Jungen Temudgin der Mann wurde, als den ihn die Geschichte bis heute kennt. Bodrov, der 1996 mit GEFANGEN IM KAUKASUS ein schlicht grandioses, sprödes Drama über den Tschetschenienkrieg drehte, wendete sich schon mit NOMAD (2004) dem opulentem Historienkino zu. Dem er mit DER MONGOLE treu blieb. Große Männer schlagen große Schlachten und sprechen große Worte. Im Prinzip ist das alles. Eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich Bodrov seit der verhaltenen Poesie und Bitterkeit seines Tschetschenien-Films zum historisch-folk-loristischen Pathosonkel der Gegenwart wandelte, ist müßig - wäre aber mal interessant.

DER MONGOLE nun, mit seinen Bildern von imposanter Natur, blutigen Schlachten und charismatischen Gesichtern, ist dabei durchaus schön anzusehen. Und gleichzeitig ein Stück tönerner Langeweile. Daß zudem der Mann, der die Stämme der Mongolen einte, hier meistenteils alleine vor den jeweiligen Stämmen durch die weiten Steppen flieht, schuldet sich dabei ja noch dem Umstand, daß eben aller Anfang schwer ist. Daß uns Temudgin aber als fast schon pazifistisch angehauchter Versöhnler, der nur dann zum Schwert greift, wenn es gar nicht mehr anders geht, vorgeführt wird, ist nur mit ganz, ganz viel historischer Toleranz hinzunehmen. Dazu kommt, daß der Mann, nach dem sich ja sogar eine deutsche 80er-Jahre-Schlagerband benannte und ihm mit Textzeilen wie " ...er zeugte sieben Kinder in einer Nacht" ein zweifelhaftes musikalisch-poetisches Denkmal setzte, in Bodrovs Film asketisch, monogam und voller Familiensinn umherwandelt. Ein Musterexemplar ohne Fehl und Tadel. Muß man das gleich ideologisch sehen?

Wie auch immer - als gut abgehangener Abenteuerschinken hat DER MONGOLE durchaus seinen Unterhaltungswert. Viele Pferde, viel Edelmut und über allem der weite Himmel.

Originaltitel: MONGOL

D/Kasachstan/Rußland 2007, 115 min
Verleih: X Verleih

Genre: Drama, Historie

Darsteller: Tadanobu Asano, Honglei Sun, Khulan Chuluun, Aliya, Amadu Mamadakov

Regie: Sergei Bodrov

Kinostart: 07.08.08

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.