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Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa

Vom Wurzelschlagen in Afrika

Giraffomanie ist ein schönes Wort, und sie könnte auch in Deutschland um sich greifen, denn die Geschichte der kleinen Zarafa ist herzerweichend und wunderschön gezeichnet. Tatsächlich streift sie am Rande sogar eine wahre Begebenheit, denn 1827 erreichte eine verwaiste Giraffe mit dem Namen Zarafa die französische Hauptstadt – ein Geschenk des ägyptischen Paschas Mehmed Ali an König Karl X. Die Franzosen waren von dem sonderbaren Geschöpf begeistert. Voilà: die Geburtsstunde der französischen Giraffomanie.

Aber der eigentliche Held des mit großer Liebe zum Detail gestalteten Werks von Rémi Bezançon und Jean-Christophe Lie ist Maki, ein kleiner afrikanischer Junge. Makis Heimatdorf wird von Moreno, einem Sklavenhändler, niedergebrannt, und nur durch Glück kann Maki ihm und seinem scharfen Wachhund entkommen. Eine Herde Giraffen geleitet ihn in die Freiheit. Doch Morena spürt ihn auf und tötet Zarafas Mutter. Nur mit Hilfe Hassans, dem Helden der Wüste, kann Maki fliehen. Doch Hassan will eigentlich keinen lästigen, kleinen Bengel auf seiner Reise, er will die kleine Giraffe dem Pascha bringen. Maki aber hat sich geschworen, das Waisenkind wieder zu seiner Herde zu bringen – das Abenteuer beginnt.

Wie schon zu spüren, ist der Film nicht für die kleinsten Filmfreunde geeignet. Aber nicht nur wegen des Einsatzes von Schußwaffen. Der Film setzt sich mit Sklaverei, Rassismus, Buddhismus und Piraterie auseinander, um nur einige Stichworte zu nennen, und bietet damit gewiß genug Gesprächsstoff nach dem Kino. Deshalb ist er auch für alle erwachsenen Begleitpersonen eine Empfehlung und eine willkommene Abwechslung zum x-ten ICE AGE-Aufguß.

Eines fällt dann aber doch auf: Der französische Hof, ja ganz Paris, scheint nur von häßlichen, arroganten Ignoranten bevölkert, selbst der einzige „Gute“ unter ihnen, Malaterre, der Herr mit dem Heißluftballon, ist ziemlich verfettet. Aber auch über die (zu) offensichtliche Fratze der Kolonialherren läßt sich ja gut erzählen. Und auch darüber, ob das „Böse“ eigentlich immer häßlich ist. Genauso wie der alte Weise, der unter dem Affenbrotbaum sitzend einer Herde Kinder seine Lebensgeschichte zum Besten gibt, die wie alle guten Märchen ein klein wenig traurig stimmt und trotzdem gut ausgeht. Und dramaturgisch so geschickt gebaut ist, daß Makis Anfang und Ende unter diesem Baume Wurzeln schlägt.

Originaltitel: ZARAFA

F/Belgien 2011, 78 min
FSK 0
Verleih: Alamode

Genre: Kinderfilm, Animation, Poesie

Regie: Rémi Bezançon, Jean-Christophe Lie

Kinostart: 11.10.12

[ Susanne Schulz ]