2 Bewertungen

Die drei Räuber

Vergnüglicher Zeichentrick nach Tomi Ungerer

Schon die ersten animierten Bilder auf der Leinwand, begleitet von einem schmissig-zünftigem, mit Inbrunst vorgetragenem Räuberlied, lassen das Lachen aufsteigen. Fraglos erkennt man die Handschrift, deren Vorbild diese Zeichentrickverfilmung folgt, und man erkennt ebenso die Figuren, die drei Räuber aus Tomi Ungeres gleichnamigem Klassiker. Die grummeligen, nicht wirklich grimmigen Rauschebärte Malente, Flinn und Donnerjakob in ihren weiten Mänteln und mit den großen Hüten erliegen auch hier, in der ersten Verfilmung eines Ungerer-Werkes, dem Charme eines kleinen Mädchens.

Die elternlose Tiffany, gerade soll sie in ein Waisenhaus gebracht werden, zeigt sich furchtlos und frech, als die Herrscher des Waldes ihre Kutsche überfallen. Ein Trick überzeugt die Räuber, daß es sich lohnt, Tiffany zu entführen, und so kommt es, daß das kleine Mädchen Einzug hält in deren Versteck und ihr Leben. Dieses wird gehörig durcheinander geraten, zumal Tiffany von Ferne entdeckt, wie eine überaus garstige Tante mit den Kindern im Waisenhaus umspringt.

Höchst amüsant und dabei nicht ohne Niveau, phantasievoll und dabei schlicht und erfaßbar, ist diese filmische Umsetzung in 2D ein wahres Kinovergnügen für Klein und Groß. Vor allem der erste Teil - die Erzählung nimmt sich Zeit, einzelne Bilder des Waldes erscheinen in den Nuancen und Abmischungen einer Farbe, pointierte Lichtsetzungen und die Kamerafahrt lenken die Aufmerksamkeit bewußt auf Details - birgt einen im animierten Kino für die Jüngeren selten gewordenen Zauber. Im Wirbel der sich später überschlagenden Ereignisse - unter anderem geschieht hier das seltene Wunder eines sich selbst vernichtenden Bösen - geht dieser ein wenig unter.

Gleichwohl bleibt das Zuschauen eine Freude. Neben so bekannten Stimmegebern wie Joachim Król, Katharina Thalbach, Charly Hübner, Bela B. Felsenheimer und Tomi Ungerer, der hier selbst die Rolle des Erzählers übernimmt, glänzt die 8jährige Tiffany-Sprecherin Elena Kreil. Frech, lebenslustig und mit dem Charme der kindlichen Naivität plappert sie die erwachsenen Kollegen beinahe an die Wand und macht so auch das Zuhören durchaus vergnüglich.

D 2007, 75 min
Verleih: X-Verleih

Genre: Animation, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Stab:
Regie: Hajo Freitag
Stimmen: Elena Kreil, Joachim Król, Katharina Thalbach, Cha

Kinostart: 18.10.07

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.