Originaltitel: THE TAKING OF PELHAM 1 2 3

USA/GB 2009, 106 min
FSK 16
Verleih: Sony

Genre: Action, Thriller, Drama

Darsteller: Denzel Washington, John Travolta, Luis Guzmán

Regie: Tony Scott

Kinostart: 24.09.09

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Die Entführung der U-Bahn Pelham 123

Moralisches in Krach und Bumm

Fahrdienstleiter Walter hat einen besonders schlechten Tag: Eben dirigiert er noch aufmerksam New Yorks U-Bahnen durch ihr unterirdisches Netz, da ruft ein Mann namens Ryder an, welcher für die titelgebende Entführung verantwortlich ist. Die Regeln sind klar; sie besagen, daß er nur mit Walter redet und lockere zehn Millionen Dollar Lösegeld fordert, zahlbar innerhalb einer Stunde. Für jede darüber hinaus verstrichene Minute wird eine Geisel hingerichtet, was dann auch tatsächlich so passiert.

Walter versucht sein Bestes, den Psychopathen hinzuhalten, während ein Großaufgebot an Polizisten den Schacht hermetisch abriegelt, was Ryders Entkommen unmöglich machen sollte. Doch dieser ist nicht nur erschreckend clever, sondern weiß auch viel, zu viel sogar, über Walter, zumal beide Männer Geheimnisse hüten. Weswegen sich die Verhandlungen sukzessive zum Psychospiel zwischen eiskaltem Killer und einem Vermittler ohne jeden Heldenstatus entwickeln, während die Uhr gnadenlos tickt.

Wie man weiß, definiert sich die Qualität jedes Thrillers primär über seinen Schurken, und da muß unsere arme U-Bahn schon aus dem Stand mächtig Federn lassen. Weil Ryder von John Travolta quasi in XXL gespielt wird, ohne ironische Brechungen – der Mann meint es ernst. Was nicht per se schlecht wäre, aber aufgrund Travoltas begrenzter mimischer Mittel letztlich doch das Gegenteil, schlimmstenfalls Erheiterung, bewirkt. Aus Fairneßgründen sei allerdings zugestanden, daß der ganze zur Darstellung stehende Moral-Quark von wegen Schuld, Vergebung und Religion wohl selbst den fähigsten Akteur an seine Grenzen führen würde; Brian Helgeland hat auch schon mal bessere Drehbücher verfaßt.

Dennoch schafft es das Skript trotz jederzeit überschaubarer Spannung und faktisch nicht vorhandener Charakterisierung der zum Abschuß freigegebenen Fahrgäste (Wer stirbt da gerade? Egal!), stets Interesse am Fortgang des Geschehens zu wecken. Auch das jedes Nachdenken im Keim erstickende Tempo oder ein heutzutage so gern genommenes Schnitt-Stakkato plus Videoclip-Ästhetik – Tony Scott, wie man ihn eben kennt und vielleicht mag – sorgen zwar nicht gerade für Tiefenwirkung nebst Furcht vor der nächsten Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber wenigstens solide Unterhaltung zu Bier und Popcorn. Na ja, immerhin etwas.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...