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Die List der Frauen

Orientalische Fabel über weibliche Stärken

Im nachbarlichen Hof entdeckt der Sohn des Sultans die schöne Aïcha und findet Gefallen an ihr. Die anmutige Kaufmannstochter nimmt die Avancen des Prinzen geschmeichelt zur Kenntnis, ohne jedoch den überheblichen Ton seiner werbenden Worte zu überhören. Der Adelssproß weckt ihren Widerspruchsgeist, zumal er sich über sie lustig zu machen scheint. Aïcha will nun beweisen, daß sie ihm zumindest in ihrer List überlegen ist und eröffnet ein turbulentes Versteck- und Verkleidungsspiel, das den Prinzen in seiner männlichen Eitelkeit erschüttern soll.

Ein maurisch-andalusisches Märchen diente der marokkanischen Regisseurin Farida Benyla-zid als Vorlage für ihren Film, und dementsprechend gestaltet sie die Geschichte mit genregemäßen Mitteln: bunte Kostüme, Gesang und Tanz, eine leicht nachvollziehbare Handlung und durchschaubare Maskeraden. Die konsequent einfache Umsetzung mag für Effekt-verwöhnte Liebhaber phantastischer Kinomärchen etwas holperig wirken, funktioniert aber wunderbar als Verdichtung des Wesentlichen.Benylazids Märchenfiguren brennt eine Frage unter den Nägeln: "Sind Frauen intelligent?" Die Antwort lautet "Irgendwie ja" - schon recht fortschrittlich für ein archaisches Märchen. Mit Verwunderung sieht man allerdings, das Farida Benylazid ihr Märchen in einen Gegenwartsplot hineinstellt, indem es mit belehrender Absicht erzählt wird. In dieser Konstellation kann der Märchenbonus dann nicht mehr gelten.

Mit der Erkenntnis, daß Frauen über eine gewisse Schläue verfügen, die sie den Männern ebenbürtig macht, zerschlägt man nicht wirklich einen gordischen Knoten - zumindest nicht hierzulande. Und so bleibt zunächst nur eine leidlich unterhaltsame Prinz-liebt-Mädchen-Fabel mit eigenartiger Moral.

Originaltitel: KEïD ENSA

Marokko 1999, 90 min
Verleih: Neue Visionen

Genre: Märchen, Liebe

Darsteller: Samira Akariou, Rachid El Ouali

Regie: Farida Beylazid

Kinostart: 27.07.00

[ Sylvia Görke

]