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Do Not Disturb

Euro-Action im Grachtenland

Das wahre Grauen und die härtesten Verbrecher findet man nicht in New York, sondern im verklärten Kiffer- und Grachtenparadies Amsterdam. Ausgerechnet dort müssen der Pharma-Manager Walter, seine treue Frau Cathryn und die taubstumme Tochter Melissa hin. Dienstreise des ernährenden Papas. Sekundensache, daß das Töchterchen in den endlosen Fluren des Hotels, in dem sie absteigen, verschütt geht und in den nächsten Stunden die schlimmste Zeit ihres Lebens durchstehen muß. Denn Melissa landet verirrt im Hinterhof des Hotels und wird dort Zeugin eines grausamen Mordes. Der Bösewicht mit getackerter Zornesfalte sieht den Zwerg natürlich, und schon geht die Verfolgungsjagd los...

Das ist schon der Plot und Regisseur Dick Maas scheint erleichtert, lästiges Gepäck wie Storyline, Dramaturgie etc. abwerfen zu können und sich endlich dem zu widmen, wovon er glaubt, noch etwas zu verstehen: Action. Allerdings hätte man mit Dick Maas reden sollen, ihm sagen müssen, daß sich seit seinem Feger VERFLUCHTES AMSTERDAM von 1987 im Actionkino etwas getan hat. Verfolgungsjagden durch die totgefilmten Grachten, ewiges Vorbeischießen, nur damit man sich schnell wieder in Auto, Boot oder sonstige Vehikel begeben kann, um wieder die Verfolgung aufzunehmen.... Gähn! Hartgesottene Ganoven verkommen zu Knallchargen, Schauspieler zu Stichwortgebern. Ätzend!

Und: noch nicht ganz von THE SIXTH SENSE erholt, muß man schon wieder eines von diesen unerträglich altklugen Kindern auf der Leinwand durchstehen. Dann fädelt Maas mit einem gaga-böse-böse Popstar à la Marylin Manson, der im Hotel abgestiegen ist, auch noch völlig unmotiviert so ’ne peinliche Pädophilengeschichte mit moralinsaurer Konsequenz ein. Irgendwie sehen selbst im TV die Actionfilme gekonnter aus, und da kann man wenigstens wegschalten, wenn es nervt...

Originaltitel: Do not disturb

NL 1999, 95 min
Verleih: Advanced

Genre: Action, Thriller

Darsteller: William Hurt, Jennifer Tilly, Denis Leary

Regie: Dick Maas

Kinostart: 01.06.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.