D/USA 2009, 100 min
FSK 6
Verleih: Sony

Genre: Klamotte, Drama, Roadmovie

Darsteller: Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke, Alicja Bachleda-Curus

Regie: Markus Goller

Kinostart: 14.01.10

8 Bewertungen

Friendship!

Vom Kreuz mit den „Sis“

Also echt: Mittlerweile sollte doch wohl jeder halbwegs verständige Mensch die Vokabeln „Ossi“ und „Wessi“ aus seinem Sprachschatz gestrichen haben! Was die deutsche Filmindustrie aber nicht daran hindert, immer wieder mit entsprechendem Gedöns aufzutauchen, vielleicht läßt sich ja doch noch ein Euro aus dem leer gelutschten Sujet quetschen. Kürzlich war’s die LIEBE MAUER, nun tritt FRIENDSHIP! an, die Thematik unnötigerweise zu vertiefen.

Genauer gesagt, in Form der zwei Kumpel Tom und Veit, die nach Fall der Mauer gen San Francisco düsen wollen. Weil nun aber der durchschnittliche DDR-Bürger zwar scheinbar gern mal „Volle Kanne!“ oder „Alter!“ blökte, dafür jedoch kein Englisch sprach, gestaltet sich dieser Trip eher schwierig, denn mit fast nur dem titelgebenden und jederzeit rausverbalisierten „Friendship!“ kommt man eben nicht sehr weit.

Dennoch gelingt es den Freunden irgendwie, sich durchzuschlagen, wobei sie – Spaß muß sein, Klischees auch – auf dümmliche Cowgirls, schießwütige Farmer, gutwillige Cops sowie die reizende Zoey treffen, welche sogleich zum Liebesobjekt für beide Jungs aufsteigt. Was natürlich ebenso vorhersehbare Standard-Probleme impliziert wie die Tatsache, daß Veit seinen Vater sucht. Eine immer wieder irgendwie reingewuchtete Nebenhandlung, denn Dramatik darf ja ebenfalls vorkommen, bis hin zum überzogenen Finale.

Was also lustig wirken soll, gerät zum klamottigen Lärm, wo exaktes Timing nötig wäre, versagt das Regiegefühl auf ganzer Linie (ja, auf die Länge eines Gags kommt es an!), und als Nebenfiguren getarnte Statisten, welche zwangsweise so durchgeschleift werden, haben auch noch nie für Interesse gesorgt. Da ist es eigentlich schon schade um einen wirklich gelungenen Soundtrack, bestehend aus Gute-Laune-Songs, sowie die Entdeckung eines neuen Talentes namens Friedrich „Veit“ Mücke, welcher seinen Kollegen Matthias Schweighöfer locker an die Wand spielt. Es bleibt diesbezüglich der Wunsch, den Mann zukünftig öfter zu sehen.

Aber ansonsten hätten hier auch transsexuelle Priester oder nymphomane Sportlehrerinnen auf Reisen gehen können – viel spritziger wäre das Ergebnis Marke Schema F vermutlich trotzdem nirgends ausgefallen. Weswegen es umso schwerer wiegt, daß Filme wie dieser rein gar nichts dazu beitragen, „Ossi“ und „Wessi“ auf die Rote Liste aussterbender Wortkonstrukte zu setzen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...