Originaltitel: GRACE OF MONACO

F/USA/Luxemburg 2014, 102 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Nicole Kidman, Tim Roth

Regie: Olivier Dahan

Kinostart: 15.05.14

1 Bewertung

Grace Of Monaco

Vom Blättern im Groschenroman

Es kann einem biographisch erzählenden Film wahrlich Schlechteres widerfahren, als von Nachkommen des Porträtierten strikt abgelehnt zu werden. So war es schon mal eine gute Nachricht, als die Grimaldis sich gegen die verfilmte, fiktional angereicherte Episode aus dem Leben der einstigen monegassischen Landesmutter Grazia Patricia, vormals Hollywoodstar Grace Kelly, auflehnten. Nur bleibt dies leider auch die einzige richtig gute Eigenheit, die dem Film aus der Hand Olivier Dahans zu attestieren ist.

Sicher, es gibt Momente, die charmant sind, wenigstens neckisch, wie jener vom Besuch Hitchcocks im fürstlichen Palast. Oder dem, wenn die Callas ihrer Freundin Grace mit heftig rollendem R zuraunt: „Ob ich rrrreite?“ Das sind so kleine, feine Einsprengsel in einem ansonsten ziemlich verschnarchten Drama, das betulich von einer Ehe- und Staatskrise erzählt. Grace Kelly hat sich gegen die Leinwand für den Posten der Fürstin entschieden. Aus Liebe zu Fürst Rainier. Doch genau diese Entscheidung stellt sie nach einigen Jahren, zwei Geburten und aufkommender Einsamkeit in Frage. Ist es noch Liebe, ist dies die Berufung, sollte sie nicht doch Hitchs Flehen folgen und mit ihm gemeinsam MARNIE drehen? Daß dies dann Tippi Hedren tat, wissen Filmfreunde, aber mit Verlaub – wenn solch’ Entscheidungsgerangel derart farblos, eindimensional und unerschrocken wankelmütig wie hier erzählt wird, dann darf man sich schon fragen: So What?

Dabei ist zu spüren, woran Dahan gelegen war. Die vernachlässigte Frau, die sich wandelnde Liebe, die Bürde der Erwartungen anderer – vielleicht mithin die größten Themen des Kinos. Doch dann sollte man es eben wirklich so machen wie einst Douglas Sirk oder diesem zumindest auf Augenhöhe hommagieren, wie es Todd Haynes mit DEM HIMMEL SO FERN gelang. Bei GRACE OF MONACO erwischt man sich immer wieder, daß man schmunzeln, fast abwinken möchte, weil man nicht ganz frei von Zynismus daran erinnert wird, daß die Damen auf der Leinwand tatsächlich schon größer gelitten haben. Dahans Lebensauszug liest sich in nicht wenigen Momenten wie ein Groschenroman, die bisweilen papierenen Selbsterkenntnisse der Fürstin passen da perfekt: „Rainier hat eine Vorstellung von mir, die liebt er!“ Das größte Problem des Films ist aber die Besetzung. Während Tim Roth mit einer ausgestellten Langeweile den Fürsten herunterspult, ist Nicole Kidman eigentlich – pardon – der Totalausfall. Im Spiel wohlgemerkt, denn als Motiv der Standfotografie taugen sie und jede ihrer Posen perfekt. Drum herumreden hilft nicht: Kidmans Chirurg des Vertrauens hat ihr jede Fähigkeit mimischen Spiels, jeden sichtbaren Anflug von Empathie, Wut und Hingabe und Verzweiflung, welche die Porträtierte nun einmal in jener Lebensphase auszeichneten, gleich mit wegoperiert. Kidman gibt Grace Kelly den Film über als hilfloses, verhuschtes, vorgeführtes Mädchen, das nur zum Schnütchenziehen unter wässrigen Augen fähig ist.

Schmerzlich ist auch die Entscheidung der Filmemacher, in den Direktaufnahmen der Kidman permanent einen Filter aufzufahren, der zum einen viel zu grobkörnig bis hin zu kompletter Unschärfe geriet, und dessen Sinn außer der Alterskaschierung sich zum anderen einem gar nicht erschließt. Eine Verbeugung ans gute alte Technicolor-Zeitalter wird es kaum sein, denn alle anderen Szenen und Figuren sind gestochen scharf und digital. Und wenn man sich, selbst wenn der Film zum Ende hin etwas an Fahrt gewinnt, verstärkt um solche Dinge schert, dann weiß man, daß Dahan gegen das oberste Gebot der Liebe und der Kinematographie verstoßen hat: Du sollst nicht langweilen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.