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Harodim

Räuberpistole trifft StaBü

Ein hübsches Heiß- oder Kaltgetränk, Lust auf Internetsuchmaschinen, eine freie halbe Stunde – das wären die „Zutaten“, um sich selbst auf den Erkenntnisgewinn von Paul Finellis HARODIM zu bringen. Wäre es wenigstens ein ansehnlicher Film, ginge die plumpe Anmache vielleicht noch durch, denn mit vielen hübschen Heiß- oder Kaltgetränken, Lust auf Kino und freien 96 Minuten läßt sich so einiges ertragen. So aber, wie er an den Nerven zerrt und unverfroren Lebenszeit klaut, muß dringend gewarnt werden.

Am Beginn rattern dem Zuschauer Buchstabenspielereien entgegen, die suggerieren, das nun Folgende sei keine Verschwörungstheorie. Hups, das K von „keine“ fliegt weg, was haben wir denn da? Die Kamera erfaßt einen dunklen Raum über Bahngleisen, vorbei an mit schlechtem Deutsch beschriebenen Schildern hin zu zwei von insgesamt nur drei Protagonisten: ein junger, naßforscher Kahlkopf, ein adretter graumelierter Herr mit gepflegtem Vollbart. Der eine, Lazarus Fell, ist ehemaliger Navy Seal, der andere ein namenloser Terrorist. Da eine Videokamera in Reichweite ist, wird das doch nicht etwa ein Verhör sein? Und das ist es! Lazarus Fell hätte dereinst auf offizieller Mission diesen meistgesuchten Schurken der Welt (Nachtigall, Du trampelst!) fast geschnappt. Die Aktion ging schief. Doch da Fell bei den Anschlägen am 11. September 2001 mutmaßlich seinen Vater, einen führenden Geheimdienstler, verloren hat, macht er auf eigene Faust weiter. Läßt sich für tot erklären, jagt „Den Terroristen“ und findet ihn in Wien. Jetzt hat er ihn auf dem elektrisierenden Stuhl sitzen, danach knipst er ihn aus. Hat er vor. Doch es kommt gaaaanz anders. Der Terrorist wehrt sich mit Worten und plaudert die „Wahrheit“ über 9/11, die Zeit davor und danach aus. Bis Schritte zu hören sind, und … Aber lassen wir das.

Paul Finelli treibt, als Guido Knopp getarnt, eine foliendünne Spielfilmhandlung mit hektisch geschnittenen Dokumentaraufnahmen voran. Es ist nicht die Frage, ob er auf fahrende Züge mit Mutmaßungen springt, ob er auf der „richtigen Seite“ steht und mit plumpem Bush-Bashing in Europa planbar punktet. Nein, HARODIM ist einfach unerträglich in seiner Mischung aus Räuberpistole und Staatsbürgerkundeunterricht. Der selige Karl-Eduard von Schnitzler scharrt in der Hölle schon mit den Hufen.

Originaltitel: HARODIM

Österreich 2012, 96 min
FSK 16
Verleih: Polyband

Genre: Thriller, Polit, Historie

Darsteller: Travis Fimmel, Michael Desante, Peter Fonda

Regie: Paul Finelli

Kinostart: 08.11.12

[ Andreas Körner ]