D 2019, 93 min
FSK 0
Verleih: Filmwelt

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Gero von Boehm

Kinostart: 09.07.20

1 Bewertung

Helmut Newton – The Bad And The Beautiful

Braves Porträt mit großen Frauen

Im Oktober hätte er seinen 100. Geburtstag: der Fotograf Helmut Newton, ein Meister des durchgestylten Hochglanzformates, in welchem er bevorzugt hochgewachsene Frauen in gern auch mal provokant sexualisierter Überhöhung inszenierte. Die Debatte, inwiefern diese Arbeiten sexistisch oder gar feministisch seien, wurde immer wieder ausgiebig geführt. Was dem vornehmlich als Modefotograf arbeitenden Newton, der sich selbst nie als Künstler verstand, den Status des „Umstrittenen“ einbrachte. Ein Status, mit dem der Newton, eitel genug, gern mal kokettierte.

Was jetzt auch in Gero von Boehms HELMUT NEWTON – THE BAD AND THE BEAUTIFUL gut zu sehen ist. Ein Doku-Porträt, das sich vor allem dadurch auszeichnet, daß eine Unzahl schöner und auch berühmter Frauen, die von Newton im Laufe seiner Karriere fotografiert wurden, unzählige schöne Worte über diesen Mann in die Kamera sprechen. Die schönsten gibt’s in unvergleichlicher Lakonie von Charlotte Rampling: „Wen kümmert schon der Mann? Es geht um seine Kunst!“ Also um das, was nach Newtons eigener Aussage nie sein Ehrgeiz war.

Ziemlich frei von Ehrgeiz ist auch von Boehms Doku. Die Arbeit eines Fernsehjournalisten, der sich schon 2002 mit HELMUT NEWTON – MEIN LEBEN dem Fotografen widmete. Und über diesen jetzt eine weitere Bebilderung anfertigte, die brav, überraschungsfrei und kurzweilig, dabei ohne jegliche kritische Distanz und ohne irgendwelche große Nachwirkungen Newtons Leben und Werk wie ein Hochglanzmagazin durchblättert. Fürs TV mag das ganz anständig sein. Fürs Kino fehlt es dem Ganzen aber dann doch ein wenig an dem, wovon Newton reichlich hatte: Stil und Stilwillen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.