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Hostel

Krude Schlachterei in der Slowakei

Eine der hartnäckigsten Horrorregeln besagt: Wer Sex hat, stirbt. Folgerichtig dürften Paxton, Josh und Oli ihr Testament gleich in x-facher Ausfertigung machen, denn unsere drei Rucksacktouristen vögeln sich entspannt quer durch Europa. Mittendrin ereilt sie der Hinweis auf ein verträumtes Hostel, welches ebenso schöne wie willige Damen beherbergt. Also nix wie hin! Tatsächlich warten dort haufenweise hübsche Mädels nur auf knackige Recken – aber plötzlich verschwindet einer der Freunde, womit das nackte Grauen seinen Lauf nimmt.

Tja. Regisseur Eli Roth, der in CABIN FEVER unter anderem die Gefahren der Beinrasur visualisierte, erfüllt hier erneut seinen selbstgewählten anatomischen Bildungsauftrag und zeigt diesmal, was sonst bloß Pathologen oder Medizinstudenten vorbehalten bleibt. Wenn Kettensäge und Schlagbohrmaschine menschlichen Körpern begegnen, um sich sonstwohin zu fressen, blendet die Kamera nicht weg, sondern hält vielmehr drauf; stets bemüht, jeden Fleischfetzen zu erhaschen. Zuschauern mit nervösem Magen sei darum geraten, eine dieser in Flugzeugen verteilten Tüten einzupacken. Nein, lieber zwei.

Ansonsten gibt es die gewohnt brüllende Tonspur sowie tendenzielle Frauenfeindlichkeit auf die Sinne, während breit ausgewalzte Selbstjustiz das moralisch eingestellte Publikum erfreut. Was könnte befriedigender wirken, als es den Unmenschen mit gleicher Münze heimzuzahlen? Eben. Klassische Suspense kommt bei alldem natürlich keine Sekunde auf, Beklemmung schon. Wirklich gespannt darf man jedoch auf die Synchronisation sein. Nicht der hier rezitierten Bonmots wegen, sondern weil Roth diverse Stereotypen auffährt, weshalb beispielsweise einer der Folterknechte im Original – klar – aus Good Ol' Germany stammt und den englischen Sprachfluß mit fiesem deutschen Geknurre stört.

Ob HOSTEL menschenverachtender Schund oder der bislang konsequenteste Genre-Beitrag ist, hängt letztlich vom individuellen Blickwinkel ab. Anders als bei gängigen Horrorfilmen kann man dieses Handbuch für fortgeschrittene Sadisten auf jeden Fall nur schwer zuklappen und vergessen – die Übelkeit rumort lange im Gedärm nach. Kleine Anekdote zum Schluß: Noch 2006 will Roth eine Teenie-Komödie drehen. Logisch, was auch sonst?!

Originaltitel: HOSTEL

USA 2005, 95 min
FSK 18
Verleih: Sony

Genre: Horror

Darsteller: Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonsson, Barbara Nedeljakova, Jan Vlasák, Jana Kaderabkova

Stab:
Regie: Eli Roth
Drehbuch: Eli Roth
Produktion: Eli Roth

Kinostart: 27.04.06

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...