Noch keine Bewertung

How To Cook Your Life

Doris - weis uns den Weg!

Edward Espe Brown ist Zen-Priester und -Lehrmeister, Verfasser der berühmten Tassajara-Kochbücher und wer seine Kurse besucht, kann mehr lernen als die Zubereitung von Speisen. HOW TO COOK YOUR LIFE ist ein überwiegend heiterer Dokumentarfilm, der auf den Zusammenhang von Essen und Leben anspielt, auf das Kochen als Fest der Sinne, einen Akt der Liebe und Großzügigkeit. Doris Dörrie hat Brown zu Meditations- und Kochseminaren begleitet und beobachtet ihn bei der praktischen Unterrichtung - so bei der Zubereitung eines Brotteiges, der Handhabung eines Küchenmessers sowie in der philosophischen Unterweisung von Kursteilnehmern. Daß für den Meister beides im Einklang steht, fängt der Film zunächst ohne verbalen Kommentar in zuweilen fast magischen Momenten ein.

Die Kamera bezieht dabei stets die Position eines Kursteilnehmers, der den Lektionen mit großer Aufmerksamkeit folgt, die Augen auf Teigballen und fertige Brotlaibe, auf Gemüse und immer wieder auf den Lehrer gerichtet, der sich auf die jahrhundertealte Tradition des Zen-Meisters Dogen bezieht, den Gründer der Soto-Zen-Schule. Auch Browns eigener Lehrer, Suzuki Roshi, kommt zu Wort. Historische Aufnahmen von ihm, zwischen das aktuelle Material geschnitten, fungieren gleichsam als Kommentar Roshis zu den Ausführungen des einstigen Schülers.

Das anfangs formal strenge und schlüssige Konzept löst sich im Fortgang des Films auf. Dörrie und die Kamera brechen urplötzlich auf zu anderen Handlungsorten, um Browns philosophische Gedanken mit weiteren Bildern und Interviews zu kommentieren und zu belegen. So fragt die Regisseurin in Deutschland nach glücklichen Hühnern, in Amerika zeigt sie Aufnahmen aus Fastfood-Restaurants, Biobauern kommen zu Wort, hungernde Obdachlose und eine Frau, die sich nur von dem ernährt, was andere wegwerfen. Hier verläßt ein Film, der mit Brown ein Zentrum hatte, seine Mitte und verirrt sich in einem glücklosen und nicht nachvollziehbarem Versuch der Illustration bekannter Widersprüche.

Wenngleich am Ende noch eine sehr berührende Szene mit Brown steht, möchte man Dörrie sagen, sie hätte ihm vollends vertrauen und im Tempel bleiben sollen. HOW TO COOK YOUR LIFE wäre sicher kürzer, dafür aber weniger didaktisch und plakativ.

D 2007, 93 min
Verleih: MFA

Genre: Dokumentation

Darsteller: Edward Espe Brown

Regie: Doris Dörrie

Kinostart: 10.05.07

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.