Originaltitel: DÉCALAGE HORAIRE

F/GB 2002, 85 min
Verleih: Tobis

Genre: Komödie, Liebe

Darsteller: Juliette Binoche, Jean Reno, Sergi Lopez

Stab:
Regie: Danièle Thompson
Drehbuch: Danièle Thompson

Kinostart: 02.10.03

Noch keine Bewertung

Jet Lag – oder Wo die Liebe hinfliegt

... wenn nicht gerade gestreikt wird

Von wegen Dabeisein ist alles! All jene, die Juliette Binoche schon für ihre pure Anwesenheit auf der Leinwand schätzen, können hier die Grenzen ihrer Liebesfähigkeit erforschen. Wer Überraschungen mag, wird sich zudem über einen schweren Fall von Gegen-den-Strich-besetzt freuen können: Dick geschminkt, Kosmetikerin mit kompliziertem Haar-Arrangement, das Herz auf den Lippen und den Verstand in der Handtasche, irgendwo zwischen My Fair Lady, Aschenputtel und Vorstadt-Vamp - so hat man Madame Binoche noch nie gesehen. Wen hätte es aber je danach verlangt? Unerwartetes erwartet uns ebenfalls auf dem Kopf von Filmpartner Jean Reno: eine Frisur! Unter dem Haarteil ein in den USA lebender Exilfranzose, neurotisch, allergisch, ehemals Koch und nun Chef eines Tiefkühlkost-Unternehmens.

Die beiden sind Rose und Félix, und mehr gegen- als miteinander stehen sie hier einen Alptraum für Vielflieger durch, einen Gegenfilm zur Reiselust. Auf dem Pariser Flughafen wird gestreikt. Rose kann nicht nach Mexiko, Félix nicht nach München. Was folgt, ist elende Warterei. Darauf, daß die Flugzeuge abheben, daß dieser Film sich auf die Socken macht, den Koch und die Kosmetikerin zu verlieben. Ihr Handy fällt ins Klo, er borgt ihr seins, das Kennenlernen ist geschafft. Die kommende Nacht darf Erste-Klasse-Passagier Félix in einem Hotelzimmer verbringen - mit Rose aber ohne Sex. In diesem Luxus-Warteraum plaudert Autorin und Regisseurin Danièle Thompson fröhlich aus, was sie schon die ganze Zeit im Schilde führte: eine Konversationskomödie.

Tatsächlich wird hier allerhand Lächerliches geschwätzt, über Privates und Berufliches, ob’s zu warm ist oder zu kalt, daß sich der Name der Rose der Sozialistin Luxemburg verdankt. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich da so rede." - der treffende Kommentar zu den Dialogen wurde Rose direkt ins Drehbuch geschrieben.

Im Weiteren wurschteln sich Buch und Regie zu einem Happy End mit Liebe, Häuschen und Papa durch. Flugziel war der amerikanische Unterhaltungsfilm, wie sich Rose das im Vorwort gewünscht hat. Hängengeblieben ist man in der Warteschleife über dem Atlantik.

[ Sylvia Görke ]