Originaltitel: EN LIBERTÉ!

F 2018, 108 min
FSK 16
Verleih: Neue Visionen

Genre: Komödie

Darsteller: Adèle Haenel, Pio Marmaii, Damien Bonnard, Audrey Tautou

Regie: Pierre Salvadori

Kinostart: 24.10.19

6 Bewertungen

Lieber Antoine als gar keinen Ärger

Ein ungezähmter Widerspenstiger

Das Unstete hat doch eine gewisse Tradition bei Pierre Salvadori. Nicht selten zeichnet seine Filme die Gratwanderung zwischen stiller Komik und krawalligem Humor aus, häufig wagt er den Spagat zwischen den Genres, die Grätsche aus dramatischer Zuspitzung und dann arg legerem Hoppla-Schluß. Das glückt oft ganz gut wie einst bei APRÈS VOUS oder seinem vielleicht schönsten Film BEZAUBERNDE LÜGEN, bisweilen überwiegt aber das Holpern wie in LIEBE UM JEDEN PREIS und eigentlich auch in seinem neuesten Werk.

Die Gute-Nacht-Geschichten, die die Polizistenwitwe Yvonne dem kleinen Théo erzählt, sparen an saftigen Details nix aus, wonach der verstorbene Vater, Gatte und Kollege ein waschechter Held, ein Haudegen, ein Robin Hood, einer, der fürs Volk im Kugelhagel starb, gewesen sein muß. Nun aber kommt raus, daß dem nicht ganz so war, eine durch und durch korrupte Socke war der Betrauerte, der sogar in Kauf nahm, daß ein Unschuldiger in den Knast kam. Antoine nämlich, der nun nach acht Jahren und mit einem gehörigen Dachschaden entlassen wird. Yvonne quält sich durch tiefstes Schuldempfinden, verguckt sich ein wenig in den Kollegen Louis, zugleich weicht sie Antoine nicht mehr von der Seite, was auch für irritierende Gefühle in ihr sorgt. Antoine ist im Knast gehärtet und mental ziemlich kaputtgemacht worden, besser, man stellt sich ihm nicht in den Weg ...

Hartgesottene können schon lachen (ich bekenne ...), wenn der Freigänger Antoine aus Ungeduld Fischrestaurants abfackelt, Gegnern Ohren abbeißt, Haarteile rausreißt und leicht frivolen Damen eine gehörige Watsche verpaßt oder sie eben gleich effektvoll aufs Straßenpflaster wirft. Feinsinnigere werden eher das Näschen rümpfen ob der aufblitzenden Grobschlächtigkeit, des Ungeordneten und der Rotzparolen à la „Lieber Arschloch sein als Opfer!“

Der Film ist wahrlich eine einzige Stimmungsschwankung, die durchaus Charme verbreitet, aber bei mehr Strenge hätte daraus ein richtig durchgeknalltes Stück Kino werden können. So bleibt allenfalls grober, aber kurzweiliger Unfug, dem man immerhin die enorme Spielfreude der prominent besetzten Schauspieler ansieht.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.