Originaltitel: LITTLE CHILDREN

USA 2006, 136 min
Verleih: Warner

Genre: Drama

Darsteller: Kate Winslet, Patrick Wilson, Jennifer Connelly, Noah Emmerich

Regie: Todd Field

Kinostart: 26.04.07

Noch keine Bewertung

Little Children

Ungenaue Reflexion amerikanischen Alltagshorrors

Solche Filme entstehen immer, wenn Amerikaner irgendwie spüren, daß sie anders als der Rest dieser kläglichen Welt ticken, wenn sie gar meinen, selbst ihr Unglück sei ein ganz spezielles, eines, das nur durch tiefenpsychologische Hauruckbetrachtungen klar analysiert werden könne. Und durch eine Off-Stimme im Laberton. Klügere Betrachter machen in dem Dauerflüsterer eventuell ein satirisches Moment aus, andere wiederum erinnern sich an echte Dramen und wissen: es geht auch anders, vor allem besser.

Todd Field wirft einen Blick auf das amerikanische Kleinstadtleben, in dem sich alles über festgezurrte Abläufe und regulierte Haus- und Gartengestaltung definiert. Aus so einem Mief muß sie natürlich raus, die gescheiterte Literaturstudiumsabsolventin Sarah, die sich mit ihrem kleinen Kind und dem langweiligen Ehemann schon in der Sackgasse wähnt. Auch die scheinklugen Kommentare ihrer Mutterkolleginnen dazu, wie Frau was wohl am besten zu sehen hat, gehen ihr auf die Nerven. Deshalb spricht sie den "Prom-King" des Spielplatzes einfach an: Brad, der auf das Kind aufpaßt, weil die Frau das Geld verdient. Na da haben sich ja zwei gefunden ...

Todd Field wollte aber keine erotisch aufgeheizte Hausfrauensexgeschichte erzählen, was eigentlich schade ist, denn da hätte er sich, uns und seinen Film vor weiteren Fallen geschützt. Die vom bösen Päderasten zum Beispiel. Weil in einer Kleinstadt ja auch stets das ganz Gemeine daheim ist, entläßt Field Ronny nach einigen Gefängnisjahren wieder in den vertrauten Schoß seiner Mutter, in ein Heim, welches mit so gruselig anzuschauenden Porzellanpüppchen wenig subtil ausgekleidet ist. Wo ein Triebtäter seinen Fuß auf amerikanisches Gras setzt, da ist der selbstbestimmte Möchtegernsheriff nicht weit, und weil es im Fieldschen Psycholabyrinth papieren knistert, ahnt der noch nicht entschlafene Betrachter, daß auch jener nur früher mal irgendwas Traumatisches erlebt haben muß. Das alles ist sozial komplett ungenau, ziemlich grobgeschnitzter Unfug gar, da möchte jemand AMERICAN BEAUTY spielen, der mit Verlaub ja auch schon Schwächen hatte. Höhepunkt dieser Reflexion amerikanischen Alltagshorrors ist sicher die Szene im Schwimmbad, in der aufgebrachte All-American-Mothers ihre Kinder vor dem badenden Pädophilen Ronny schützen wollen. Und weil die Amis alles XXL mögen, wird diese Hatz als Reminiszenz an DER WEISSE HAI gedreht.

Todd Field selbst vertraut seiner Geschichte auch nicht, was ihn dazu anhielt, das Ende ein wenig, sagen wir wohlwollend, dramaturgisch zu verdichten. Wiederum klügere Betrachter werden hier etwas "Furioses" ausmachen wollen, für uns einfache Gemüter sieht’s nach Bandsalat aus. Naja, immerhin kann man sich irgendwie trösten, daß es zumindest Kate Winslets so bezirzend spöttischer Mund gewesen ist, der einen halbwegs bei Laune hielt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.