Originaltitel: LOGAN LUCKY

USA 2017, 119 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Action, Komödie

Darsteller: Channing Tatum, Adam Driver, Seth McFarlane, Daniel Craig, Riley Keough

Regie: Steven Soderbergh

Kinostart: 14.09.17

5 Bewertungen

Logan Lucky

Eine Rückkehr, ganz klassisch

Irgendwie war da doch mal was. Also von wegen, daß der Steven Soderbergh seinen Abschied vom Kino nehmen, bestenfalls mal etwas koproduzieren und ansonsten nur noch fürs TV drehen wolle. Was er dann ja auch alles machte, der Mr. Soderbergh. Ein Mann, dem das Kino ja einige erstklassige Arbeiten verdankt. In künstlerischer und auch kommerzieller Hinsicht.

Daß das eine dabei immer mal das andere ausschloß, ist nichts Neues und soll hier auch nur insofern Thema sein, als daß man vielleicht kurz mal die Frage stellen könnte, wo sich wohl ein Film wie LOGAN LUCKY plazieren könnte zwischen „Kunst“ und „Kommerz.“ Nicht, daß das letztlich wirklich wichtig wäre. Aber nach den Jahren der Abstinenz kehrt Soderbergh jetzt mit einem Streifen auf die Leinwand zurück, der fast nostalgisch – man kann auch sagen klassisch – anmutet mit seiner Geschichte von den Brüdern Clyde und Jimmy Logan und deren spektakulärem Diebeszug beim nicht minder spektakulären „Coca-Cola 600“ genannten NASCAR-Rennen, also dem National Association For Stock Car Racing in North Carolina.

Das Tolle nun an LUCKY LOGAN ist erst einmal eins: Der Film kommt so unspektakulär daher. So geerdet, lässig, ohne inszenatorische Muskelspiele. Cool, ohne cool zu tun. Als Heist-Movie, oder auf gut deutsch: als Räuberkomödie, erscheint er wie das geradezu demonstrative Gegenstück zu Soderberghs mitunter ja recht angestrengtem Lifestyle-Schnickschnack der Danny-Ocean-Trilogie.

Geht schon beim Personal der Geschichte los: Die Brüder Jimmy und Clyde (mit Channing Tatum und Adam Driver auf spannende Gegensätzlichkeit hin besetzt) sind alles andere als Überflieger. Wo Jimmy auf einem kaputten Bein durch die Gegend humpelt, trägt Clyde eine Armprothese. Äußere Verletzungen, die auch von inneren sprechen. Das Leben ist hart, der Irakkrieg darin nur ein Kapitel von vielen, die Geldsorgen ein dauerndes Leitmotiv, das allerdings bedenkliche Ausmaße annimmt, als Jimmy seinen Job verliert. Zeit zu handeln. Zeit, auf Risiko zu spielen. Zeit, gewisse, alte Kontakte wieder aufzufrischen.

Einer davon ist der Bankräuber Joe Bang. Ein Sprengstoff-Freak von der tickenden Gefährlichkeit eines Zeitzünders. Einer, der noch jede Tür öffnet, nicht allerdings die des Gefängnisses, in dem der einsitzt. Das müssen dann schon Jimmy und Clyde übernehmen. Also, nachdem sie Joe überzeugt haben, daß sich so ein Streß überhaupt lohnt. Tut es natürlich. Und so kann man bald miterleben, wie ein im Wortsinne unterirdischer Raubzug vonstatten geht. Nur so viel: Tunnellöcher, Rohrpostsystem, ein fingierter Gefängnisaufstand und ein dann doch recht spezielles Sprengstoffgemisch spielen entscheidende Rollen. Und natürlich die Familie. Denn mit dabei beim großen Ding sind auch Joes zwei knallköpfige Brüder und das sexy Schwesterherz von Jimmy und Clyde.

Diese Figuren im Zentrum und die durchaus zahlreichen anderen, die um dieses Zentrum kreisen, sind dann auch das, worum es Soderbergh vor allem geht in seinem Film. Der daraus auch gar keinen Hehl macht.

Spannung, Witz, funky Soundtrack – klar, alles drin. Aber eben eher so wie nebenher. Von wirklichem Interesse sind die Typen. Ihr Auftreten, Reden, Denken. In den besten Momenten – und LOGAN LUCKY hat einige „beste Momente“ – ist das mit jenem dicken, aber eben genauen Strich skizziert, wie man es aus Don-Siegel-Filmen kennt. Das zum Thema „klassisch.“ Und wo der Film sich sonst plaziert? Nun, dort, wo er und sein Regisseur hingehören. Schön, daß Soderbergh zurück ist im Kino.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.