Noch keine Bewertung

Mathilda

Milder Spuk im Wandschrank

Heut klaut Mathilda eine altertümliche Werksuhr. Sie schleicht sich über Dächer, Mauern, Gerüste und demontiert hinter dem Rücken eines dämlichen Wachmannduos das edle Stück. Dann ein Geräusch. Sie wird entdeckt, verfolgt. Und wir sind mittendrin im Liebesthriller MATHILDA, dem zweiten Werk der Macher des Leipziger Kultfilms DAS MONSTRUM.

Wer braucht Berlin, Hamburg oder München, wenn er in Leipzig drehen kann? Hier ist noch Platz für viele, versierte Filmemacher, die Charme und Leben cineastisch einfangen. Wo andere Städte tausendmal ihre Motive preisgaben, hat die Pleißestadt noch Überraschungen parat. Wenn Metropolen filmmüde werden, lädt Leipzig freudig ein, bleibt authentisch. Ein wahres Konzept für die Filmlandschaft steht indes noch aus. Mit Geldern und Sonderkonditionen nach Mitteldeutschland zu locken, kann der Weisheit letzter Schluß nicht sein. Doch es gibt sie, die Geschichten aus Leipzig. Und auch die Leipziger, die sie erzählen wollen.

Wachmann Moritz treibt Mathilda in die Enge und läßt sie fasziniert laufen. Er wird bald einen Anruf von ihr bekommen. In der verliebten Hoffnung auf ein scharfes Date mit der attraktiven Diebin gerät er in eine doppelbödige Verwicklung, denn in Mathildas Schrank lauert ein Geheimnis.

Was gibt es von MATHILDA zu berichten, jenem verträumten, dunklen Genre-Mix, der zwischen Liebe und Thrill schwankt, dabei auch durchaus unentschieden wirkt? War es beim MONSTRUM Corinna Harfouchs Präsenz, die den Zuschauer bannte, so ist wieder eine Frauenfigur Zentrum des verschrobenen Kosmos’ von René Reinhardts Film. Nele Rosetz erstrahlt als Titeldiebin auf jene unbeschreibliche Art, die neugierig macht und Verunsicherung erzeugt. Eine Frau, für die man auch über Leichen geht?

Roman Knizka als Moritz erzeugt vor allem Aggression. Seine derzeitige Popularität mag ihn zum potentiellen Besetzungskandidaten machen. Sein brachiales Schauspiel sollte ihn schnell wieder aus jenen Wunschlisten katapultieren.

Nach einem ärgerlich-verworrenen Schlußakt erinnert sich der Zuschauer vor allem an den Gastauftritt von Corinna Harfouch. Großartige Aktrice, eine der besten, die wir haben.

D 2002, 90 min
Verleih: Sunset-Movie Production

Genre: Thriller, Liebe, Drama

Darsteller: Roman Knizka, Nele Rosetz, Andreas Schmidt-Schaller, Corinna Harfouch, Peter Lohmeyer, Oliver Stokowski, Robert Gwisdek, Hermann Schein

Stab:
Regie: René Reinhardt
Produktion: Miriam Pfeiffer

Kinostart: 08.01.04

[ Roman Klink ]