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October 22

Eindimensional inszenierter Amoklauf

Die Geschichte von jemandem, der zuerst Job, Familie, Heim und anschließend den Verstand verliert, ist so alt wie das Geschichtenerzählen an sich. Tony Scott hat in seinem schockierenden Amoklauf FALLING DOWN einen der spannenderen Filme für die sinnlose Wut eines Verlorenen gedreht. Das ist Richard Schenkman mit OCTOBER 22 leider nicht gelungen. Kardinalsfehler: gleich zu Beginn zeigt er den durchgebrannten Gary wild um sich schießend in einem Café, die Polizei wird alarmiert, der Fall ist erledigt. Jetzt wird erzählt, wie es dazu kam. Was soll das? Der bemühte Versuch mit dem Mittel dokumentarischer Erzählchronologie seriösere Inspektion vorzugeben? Die Spannung verpufft, und jetzt gilt es nur noch, die einzelnen kleinen Schicksale anzutippen.

Da gibt es den Yuppie Peter, von dem man wenig mehr weiß, als daß er gern BMW fährt, die flotte Carole, die Grund zum Feiern hat und hüpfend die beträchtliche Unterhaltszahlung ihres Ex von der Bank abhebt, Denise, die in eben jenem schicksalsträchtigen Café als Bedienung arbeitet und unser Sorgenkind Gary, der jetzt ohne Arbeit, ohne Zuhause und ohne Aussicht auf einen Kredit seine letzte Habe in eine Wumme umtauscht. Er eckt überall an, in seinem Inneren brodelt es, und er betritt das Café...

Schenkman macht sich gar nicht erst die Mühe, näher auf die Figuren einzugehen, und genau das raubt seinem Stück mögliches Interesse. Natürlich ist das alles entsetzlich, sozial bedenkenswert und unendlich traurig - aber Schenkman pustet durch die dimensionslose Inszenierung jegliche Anteilnahme am Irrlauf des Gescheiterten und den davon betroffenen Opfern aus. Da kann man auch den Lokalteil der Zeitung lesen...

Originaltitel: OCTOBER 22

USA 1998, 100 min
Verleih: Jugendfilm

Genre: Drama

Darsteller: Mark Boone,Jr., Tate Donovan, Amanda Plummer

Regie: Richard Schenkman

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.