Originaltitel: OPEN RANGE

USA 2003, 134 min
Verleih: Universum/UIP

Genre: Western

Darsteller: Robert Duvall, Kevin Costner, Annette Bening, Michael Gambon, Diego Luna

Regie: Kevin Costner

Kinostart: 29.01.04

1 Bewertung

Open Range – Weites Land

Der Western ist tot, es lebe der Western!

Schön ist, daß es einst DER MIT DEM WOLF TANZT gab. Eher unschön, mit welcher Geschwindigkeit Kevin Costner danach vom Megastar zum Kassengift abstürzte. Folgerichtig ruft die alleinige Ankündigung einer neuen Etappe seines Schaffens eher gemischte Emotionen hervor. Lohnt OPEN RANGE den Besuch?

Ende 19. Jahrhundert, Cowboys, Rinder – erneut ein Western. Geradezu zwingend besucht man anfangs das Marlboro Country, tobt der Sturm gewaltiger, scheint die Sonne strahlender, grast Vieh ästhetischer als anderswo. Allerdings nimmt Costner schnell die Klischees und überraschenderweise auch sich extrem zurück, um ganz in die Geschichte einzutauchen: Charley Waite, der Wortkarge, und Boss Spearman, sein ergrauter Mentor, ziehen mit zwei Helfern seit Jahren durch den weiten Westen. Im Kaff Harmonville erscheint ihnen zwar ein irdischer Engel, nämlich die großherzige Sue Barlow, welche Charley sofort verzaubert. Doch dort erregen sie gleichfalls den Unmut des lokalen Großranchers, welcher sogar vor Mord nicht zurückschreckt. So zieht sich die verhängnisvolle Schlinge aus Gewalt und Gegengewalt stetig fester zu, bis sie mittels Duell gelöst werden muß ...

Unglaublich, wieviel man hier entdecken und mitnehmen kann! Zum Beispiel immer wieder aufblitzenden Humor oder die außergewöhnlich vertraute, generationsübergreifende Beziehung zwischen den beiden knapp, aber prägnant charakterisierten Protagonisten. Bei aller Perfektion und Stärke in Inszenierung und Darstellung fällt es jedoch vor allem schwer, sich nicht unrettbar in Annette Bening zu verlieben. Sonst oft für glamouröse bis exaltierte Rollen erwählt, agiert sie hier betont uneitel, ohne zum Abziehbild aller einsamen Filmfrauen zu verkommen. Nein, es bringt die Leinwand zum Glühen: das durch jede Falte verschönte Gesicht einer Rose am Rande beginnenden Verwelkens, vom eigenen Leben zur persona non grata gestempelt.

Daß Sue dennoch (vielleicht ein letztes Mal) den Mut aufbringt, nach der Begegnung mit Charley ihren Träumen Weite zu geben, erhebt sie zur Seele dieser Reanimation sowohl Kevin Costners Karriere als auch des schwächelnden Genres, wie man sie nun wirklich nicht erwarten durfte.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...