D 2019, 95 min
FSK 12
Verleih: X Verleih

Genre: Drama

Darsteller: Louis Hofmann, Liv Lisa Fries, Johannes Nussbaum, Saskia Rosendahl, Jenny Schily

Regie: Sabrina Sarabi

Kinostart: 29.08.19

4 Bewertungen

Prélude

... zu einer unglücklichen Fuge

Schon die ersten Bilder erzählen indirekt von Besessenheit. Dieses karge Zimmer, diese mickrige Topfpflanze, keine Ausschmückung soll vom Ziel ablenken. David will und muß ein großer Pianist werden. Dafür hat der junge Musiker sein beschauliches Zuhause verlassen, den Ort, an dem er mit seinem Talent auffiel. Hier aber am Musikkonservatorium sitzt beim Vorspiel schon ein anderer, vielleicht noch jüngerer Mozart auf der Wartebank.

Womöglich ist diese Verunsicherung schon das erste Steinchen, das David aus der Karrierebahn werfen wird, worauf er sich gleich mal ans falsche Klavier setzt, was der strengen Frau Professor Matussek zur milden Rüge gereicht. Milde wird im Fortlauf der Geschichte jedoch nicht mehr walten, Matussek krittelt bei Davids Beethoven-Interpretation an dessen Verständnis der Phrasierung rum, ihre fordernde Härte wird einen sicheren Beitrag leisten, wenn aus dem äußerlich selbstbewußten Jungen („Noten brauch ich keine“) eine zweifelnde, gebrochene Figur zu werden droht. Einzig Marie, die an sich mit dem schönen, Finger schwarz lackierten Engel Walter liiert ist, wird zum Fixstern Davids.

PRÉLUDE erzählt konzentriert und ohne Schnörkel von geprüftem Talent, von Druck und Demütigung als Methode, vom immerzu möglichen Scheitern. Darüber hinaus fabuliert Debütantin Sabrina Sarabi aber auch ganz sinnlich vom Verlieben und Verfallen, von Verführung und einem Leben neben allem Ehrgeiz. Ihr gelingen Momente voller Zartheit, etwa, wenn Marie diese porzellanene Zerbrechlichkeit von Davids Wangen und Lippen berührt, während Walter doch neben ihr liegt. Es sind trotz aller Hermetik immer richtige Kinobilder, das leichte weicht dem schmerzvollen Spiel, bestechend und klar dieser physische Blick auf arbeitende Hände, dazu eine Kamera, die es versteht, Räume zu füllen. Die Schnitte zum „normalen“ Leben Davids sind unmißverständlich streng, dazu ergänzend ein Sounddesign, das mit diesem unausweichlichen Klopfen, Ticken und Pochen von einer drohenden Katastrophe kündet.

Zeit, von Louis Hofmann zu schreiben, dem vielleicht besten Schauspieler seiner Generation. Hofmann vermag es aufs Perfekte – dieses Spiel, wenn aus anfangs luziden doch quälende Träume werden, und wenn man in die bald nervösen Augen schaut, dann wünscht man seinem David innigst, daß sich zu aller Ambition doch auch wieder Freude gesellen mag, das Hast Momenten der Ruhe weicht und Verbissenheit einer dringenden Leichtigkeit Platz macht.

Es ist das ungeheure Talent Hofmanns, all diese Wut und Kraft, diese Verletzlich- und Wehrhaftigkeit zu einem Charakter zu bündeln. Diesen Schwebezustand aus genialischem Talent und menschlichem Scheitern spielt er derart überzeugend, daß selbst ein waghalsiger, extrem kompromißloser Schluß glaubwürdig geriet.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.