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Sex & Crime

Zwischen Tarantino und "Tatort"

In diesem Film ist nichts so, wie es zunächst scheint. Nicht die Freundschaft zwischen dem Versicherungsmakler Valentin und dem erfolgreichen Autor von Schundromanen Theo, nicht die ermüdete Ehe zwischen Theo und seiner Krankenschwestergattin Katja, nicht die heiße Nacht zwischen Theo und der sexy Kellnerin und Sängerin Mörli, die so blutig wie unvorhergesehen endet. Dazwischen schaut immer mal wieder der psychopathische Nachbar Hagü in Begleitung seines putzigen Freundes Schneeflocke vorbei. Die Handlung schlägt gleich mehrere Haken und führt die Zuschauer immer wieder an der Nase herum. Angesiedelt ist sie in einer gesichtslosen Vorstadthölle mit Doppelstabmattenzäunen, getrimmtem Rasen und Neubauten im „Bauhaus“-Look, die eingerichtet sind, als kämen sie direkt aus dem Magazin „Schöner Wohnen“, und so sind sie auch gefilmt. Auf diese polierten Oberflächen tropft zunehmend Blut, echtes und falsches. Garniert ist das Ganze mit einem fluffigen Soundtrack, der unter anderem Bizets „Carmen“-Motiv sehr charmant gegen den Strich bügelt. Mit einem Wort, der Titel SEX & CRIME hält, was er verspricht.

Die Schauspieler, allen voran die Herrendarsteller Wotan Wilke Möhring als skrupelloser Macho Valentin und Fabian Busch als impotentes Weichei Theo, agieren, als hätte man ihnen das Ritalin abgesetzt. Gerade am Anfang wirkt das in Kombination mit dem recht hektischen Schnitt etwas hyperaktiv, aber im Laufe des Films pendelt es sich ein. Doch auch die Damen lassen sich nicht lumpen: Pheline Roggan als so attraktive wie undurchsichtige Ehefrau und Claudia Eisinger als sexy Hexy, die immer noch ein As im Ärmel hat.

Das ganze Team um den jungen Regisseur und Drehbuchautor Paul Florian Müller hat mit sichtlichem Spaß bei der Sache einen Edeltrashschinken Made In Germany produziert. Hierzulande ein eher seltenes Gewächs. Nun, „Edeltrash“ mag ein Widerspruch in sich sein, trifft es in diesem Fall aber recht gut, bewegt sich SEX & CRIME doch irgendwo zwischen Tarantino und „Tatort.“

Der Bodycount ist dabei eher niedrig, gerade mal eine Oma und ein Finger müssen dran glauben. So richtig böse wird’s also nicht, rasant und witzig aber allemal. Zum Schluß noch ein Tip: Es lohnt sich, bis zum Ende des Abspanns im Kino zu bleiben.

D 2016, 82 min
FSK 12
Verleih: Camino

Genre: Action, Thriller, Komödie

Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Fabian Busch, Pheline Roggan, Claudia Eisinger

Regie: Paul Florian Müller

Kinostart: 24.03.16

[ Dörthe Gromes ]