Originaltitel: STAN & OLLIE

GB/Kanada/USA 2018, 97 min
FSK 0
Verleih: SquareOne

Genre: Biographie, Tragikomödie

Darsteller: Steve Coogan, John C. Reilly, Nina Arianda, Shirley Henderson, Danny Huston, Rufus Jones

Regie: Jon S. Baird

Kinostart: 09.05.19

1 Bewertung

Stan & Ollie

Lebensfreundschaft durch dick und dünn

Dauerregen, eine schäbige Absteige und fast leere Ränge – ein vielversprechender Tourbeginn sieht wahrlich anders aus. Dabei sind die beiden gealterten Helden doch so viel Besseres gewohnt. Anderthalb Jahrzehnte früher lag ihnen die Welt zu Füßen, doch es gab zu viele (Ehe-)Frauen, Pferdewetten, schlechte Verträge, und dann hat Ollie auch noch den Elefantenfilm gemacht … Anfang der 50er Jahre sind Stan Laurel und Oliver Hardy, die einstigen Könige des Slapsticks und der Blödelei, aus dem Komiker-Olymp gefallen und notgedrungen in England gelandet.

Eine gemeinsame Tour soll den ermatteten Ruhm aufpolieren und vor allem einen Produzenten von einem neuen Film überzeugen: Robin Hood wartet darauf, durch den Witzereißwolf gedreht zu werden. Dafür denkt sich Stan ständig neue Szenen aus, und Ollie fürchtet sich schon jetzt vor seinem geplanten Fall in einen Fluß. Als dann auch noch ihre beiden Ehefrauen anreisen – die fürsorgliche Lucille und die resolute Ida – brechen alte Verletzungen auf, und die Beziehung der Spaßmacher steht auf dem Prüfstand.

Ein Biopic über die Mutter aller Comedy-Duos muß sich natürlich deren Meßlatte stellen, und die liegt im Fall von Laurel & Hardy sehr hoch. Selbst Jahrzehnte später versprühen ihre stets perfekt choreographierten Gags großen Charme. Doch der Film ist so klug, nicht komischer sein zu wollen als die Originale. Stattdessen nimmt STAN & OLLIE die Menschen hinter den Rollen in den Blick. Und die treten umso klarer hervor, je weniger sie sich hinter ihrem Ruhm verstecken können. Daher ist es eine gute Entscheidung, gewissermaßen vom Ende her zu erzählen: Weil ihr Zukunftshorizont schon altersbedingt eng ist, treten die Grundzüge der ungewöhnlichen Lebensbeziehung des Duos umso schärfer hervor.

Es berührt sehr, diesen zwei älteren Herren dabei zuzuschauen, wie sie sich wieder aneinander herantasten, an ihren Gags feilen und mit den Tücken des Alters kämpfen. Überhaupt durchzieht bei aller Komik, sozusagen als Salz in der Suppe, eine leise Melancholie den Film. Steve Coogan und John C. Reilly – Letzteren erkennt man kaum hinter seiner perfekten Maske – erwecken die beiden Vollblutkomödianten auf vergnügliche Weise zum Leben. In puncto Schauspielkunst sind sie ihren Vorbildern zweifellos ebenbürtig. Ihr Film ist eine liebevolle und nostalgische Hommage an das legendäre Duo. Am Ende bleibt nur die Frage: „Do We Really Need That Trunk?“

[ Dörthe Gromes ]